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15 Kräuter und Gemüse, die wir im Januar ernten können – Wetten, dass? Runde 2

  • Beitrags-Kategorie:Nutzgarten

15 Kräuter und Gemüse, die wir im Januar ernten können – Wetten, dass? Runde 2

Am Tag nach unserer ersten, recht erfolgreichen Gartenrunde zum Thema „Wetten, dass wir im Januar mindestens 15 Kräuter und Gemüse ernten können?“ tobt draußen ein Sturm. Die Bäume biegen sich, es gießt in Strömen. An Rausgehen ist gar nicht zu denken. Es ist schon fast Mittag und trotzdem so dunkel draußen, dass drinnen im Haus das Licht brennen muss.

Kräuter und Gemüse im Januar ernten

Kormin hat sich auf meiner blauen Yogamatte ausgestreckt und scheint in intensive Entspannungsübungen vertieft zu sein. „Hund, musst du nicht langsam mal vor die Tür?“, frage ich und stoße die Terrassentür auf. Der kalte Januarwind weht ins Zimmer und von der Markise über der Terrasse tropft das Wasser. Kormin erhebt sich zögerlich, streckt sich einmal ausgiebig und trottet zur offenen Tür. Er streckt die Nase nach draußen und bleibt zögernd stehen, bevor er einmal aufseufzt. Schließlich fasst er sich doch ein Herz und wagt sich hinaus in Regen und Sturm.  Einmal über die Terrasse bis ins Staudenbeet. Dort hebt er kurz sein Bein, blickt sich einmal um und kommt eilig  zurück ins Haus. Einmal geschüttelt und zurück auf die Yogamatte. „Hey, was ist mit Pfoten abtrocknen?“ Eine eher rhetorische Frage, auf die ich natürlich keine Antwort erhalte.  Sie kommt ohnehin zu spät. Der Boden ist ja schon nass und wahrscheinlich auch die Yogamatte. Toll, ich hol dann mal den Feudeleimer!

„Wetten, dass wir heute gar nichts ernten?“, höre ich eine Stimme neben mir. Schwang da etwa ein Hauch von Schadenfreude  mit? Langsam komme ich auch mal in diese düstere Januarstimmung: „Warte nur ab bis morgen!“ „Und was gibt’s zum Mittag?“ „Pfannkuchen mit Erdbeeren oder Quittengelee.“ Ha! Ich weiß mich zu wehren, Süßspeisen zum Mittag sind hier im Haus nämlich bei allen äußerst unbeliebt. „Hmpf.“ Genau die Antwort, die ich erwartet habe. Natürlich koche ich dann doch etwas anderes und der dunkle Tag ist zum Glück schnell vorbei.

Aufbruch zur Gemüseernte

Am nächsten Morgen hat der Sturm sich verzogen und auch der Regen hat nachgelassen. Zumindest gibt es mal das ein oder andere Päuschen zwischen den Schauern. „Zeit für Runde 2, Männer!“ Also wieder Jacke und Gummistiefel an, Mütze auf, Erntekörbchen geschnappt und raus in den Garten! Kormins Energie ist zurück und er wetzt seine üblichen Runden um den Walnussbaum, bevor wir uns auf den Weg Richtung Gemüsegarten machen. Ich bin gedanklich gut vorbereit und sicher, mindestens ein tolles Gemüse als Ass im Ärmel zu haben. Ich werde diese Januar Ernte-Wette schon noch gewinnen!

Wald weg nach dem Sturm

Heute nehmen wir den Weg durch unseren kleinen Wald, um mal zu sehen, ob der Sturm irgendwelche Bäume umgelegt hat. Das ist zum Glück nicht der Fall und kurz darauf stehen wir vor unserem kleinen Gewächshaus. Dort könnten jetzt prima Wintersalate wie Portulak, Endivie oder Feldsalat wachsen, tun sie in diesem Jahr aber leider nicht. Wegen der fehlenden Sonne im Spätsommer und Herbst haben die Tomaten und Paprika einfach zu lange zum Reifen gebraucht, so dass wir schließlich nicht mehr zur Aussaat der Wintersalate gekommen sind. Und die letzten Paprika konnten wir noch nicht einmal selber ernten. Das haben unsere Gartenfreunde, die Rehe, übernommen, die eines Nachts ins Gewächshaus eingebrochen sind und die kompletten Pflanzen vertilgt haben. Was lässt man auch die Tür halb aufstehen? Die Einladung  war ja quasi perfekt.

Kräuterbeet im Januar mit frischen Kräutern

Direkt neben dem Gewächshaus steht unser Kräuterhochbeet aus alten Ziegelsteinen. „Vier auf einen Streich! Guck mal: Salbei, Thymian, Rosmarin und Lauch-Sccheibenschötchen, alles schön grün und bereit zur Ernte.“ „Sehe ich, aber was willst du denn daraus zubereiten? Vielleicht eine eigenwillige Variation von Frankfurter grüner Soße?“ Gut, eine ganze Mahlzeit lässt sich aus diesen vier Kräutern wirklich nicht zubereiten, soviel bin ich ja bereit zuzugeben.

Aber meine vier Punkte für Kräuter, die man im Januar ernten kann, sollten doch wohl trotzdem zählen. Schließlich sind sie vielseitig verwendbar.

Ein paar Blätter vom  Lauch-Scheibenschötchen passen zum Beispiel toll zu jedem Salat oder Kräuterquark.

Lauchscheiben-Schötchen im Januar
Salbeiblätter, frische Kräuter im Januar

Ein Tee aus frischen Salbeiblättern ist äußerst wohltuend, wenn es im Winter mal im Hals kratzt, egal ob zum Trinken oder nur zum Gurgeln. Thymiantee hilft bei Husten und schmeckt außerdem auch noch richtig gut, vor allem mit ein bisschen Honig von unserem Imker. Rosmarinkartoffeln sind doch auch etwas Feines, und wenn man ihn mal ganz anders verwenden möchte, haben wir ja noch unser tolles Rezept für die Rosmarin-Honig-Taler.

Rosmarien, frisch Kräuter im Januar
Weihnachtsplätzchen mit Rosmarin, Honig und Salz

„Ja, die Rosmarin-Plätzchen sind wirklich super. Die machen wir nachher zum Kaffee, geht ja ganz schnell. Ich lass deine vier Kräuter mal unter Vorbehalt gelten. Wenn du dann noch was zum Mittag finden könntest? “ Ein paar Zweige Rosmarin landen wenigstens schon mal im Erntekörbchen. Nun bin ich bereit mein Ass auszuspielen, das Gemüse, das ich schon die ganze Zeit für heute im Kopf hatte. Aber Moment! „Wo ist denn der Hund?“ „Öhm, eben war er doch noch direkt hinter mir!“ Ja, das kann er – eben noch hier und eine Sekunde später spurlos verschwunden. Wir suchen den Gemüsegarten und die angrenzende Wiese mit den Augen ab. Kein Hund weit und breit. Wir rufen. Nichts! Auf einmal ist dann aus dem Wäldchen hinter uns ein Rascheln zu vernehmen und eine matschverschmierte Nase taucht aus dem Gebüsch auf. Kormin unterbricht seine offenbar hochinteressanten Erdarbeiten und blickt uns fragend an, als wolle er wissen, wozu wir ihn denn bitteschön stören, wenn wir eh nichts Spannendes machen, sondern nur vor dem Kräuterbeet herumstehen. „Na komm, Großer! Wir gehen weiter!“  Alles klar, wo es Action gibt, ist auch Kormin wieder mit dabei, vorn die Matschnase, hinten der wedelnde Schwanz.

Hund, der auf der Wiese buddelt

„Wohin jetzt?“ „Runter auf die Wiese!“ Dahin, wo mein ultimatives Wintergemüse im Beet hinter dem Wall mit den Wildrosen auf uns wartet! Wir stapfen in unseren Gummistiefeln durch das hohe Gras und stehen schließlich vor dem, was mal ein neuangelegtes  Beet gewesen sei mag. Die Wiese hat sich über den Herbst und Winter schon so einige Teile zurückerobert. Gras, Spitzwegerich, Ampfer, Löwenzahn – alles wieder da! Gar nicht so einfach, aus einer Fettwiese einen Gemüsegarten zu machen, wenn im Boden Wurzeln und Samen für unendlich viele neue Generationen von wüchsigen Beikräutern schlummern. Irgendwo dazwischen muss doch mein gesuchtes Gemüse stehen. Maik blickt ein wenig ungeduldig auf die Fläche vor sich und schwenkt dabei den Erntekorb in seiner Hand. „Nun? Wobei, mir schwant da schon was!“

Rosenkohl Stengel auf der Wiese

Allerdings, mir jetzt auch! Mehr noch, ich sehe es. Da aus den Grasbüscheln ragen ein paar dicke, grüne Stängel empor. Dicke, grüne, leere Stängel, wohlgemerkt. Och nö! Mein Ass im Ärmel, mein Top-Wintergemüse, das ich so fest eingeplant hatte, mein winterharter Rosenkohl, weg! „Sprich es gar nicht erst aus!“, drohe ich. Die Hufspuren in der nassen Erde zwischen den Grassoden verraten ohnehin, wer die Rosenkohlräuber waren. „Rehbraten!“, brummelt Maik mehr an sich selbst denn an mich gerichtet. Zum Glück sind die Tiere längst wieder über alle Berge, denn Rehkeule mit Rosmarin-Kartoffeln würde sicher so manch einer als durchaus luxuriöses Mittagsessen an einem gewöhnlichen Werktag empfinden. Aber wirklich ernst gemeint hat Maik seine Drohung bestimmt nicht und zudem ist er, abgesehen von seinem Körbchen, unbewaffnet.

Doch was nun tun, der Gewinn meiner Wette steht auf dem Spiel und ich muss dringend Erfolge bei meiner Januar-Ernte vorweisen. Fieberhaft denke ich über eine Alternative zum Rosenkohl nach, während ich noch über die verwilderte Beetfläche vor mir starre. Moment mal!

Rosenkohlröschen

Da, genau da, hinter dem schon ziemlich hochgewachsenen großen Ampfer sehe ich doch ein paar dicke grüne Kugeln! Zumindest eine Stange Rosenkohl ist anscheinend doch von den Rehen verschont geblieben. Sie ist zwar nicht so hoch wie die anderen, aber eine recht ansehnliche Zahl von Rosenkohlröschen ist dennoch daran. Schnellen Schrittes eile ich darauf zu. Warum eigentlich? Es ist ja nicht so, dass in diesem Moment ein Reh um die Ecke kommen und sie mir vor der Nase wegschnappen könnte. Triumphierend drehe ich mich zu Maik um, der mir bereits breit grinsend das Taschenmesser entgegenstreckt, das er aus den Tiefen der unzähligen Taschen seiner von ihm geliebten und von mir gehassten Fliegerjacke hervorgezogen hat.  Ich schneide die Rosenkohlstange ab und klemme sie mir unter den Arm, ins Erntekörbchen passt sie ja nicht hinein.

„Mit Pellkartoffeln und Sauce Hollandaise?“, fragt Maik. Gebongt! Ein absolutes Winter-Lieblingsessen bei uns. Kartoffeln haben wir noch reichlich im Vorratsraum, ein paar wenige Eier sind auch da, obwohl die Hühner gerade schlecht legen, und Butter sollte auch noch im Kühlschrank sein. Die Mittagsmahlzeit ist also gerettet. „Zählen denn meine vier Kräuter und Gemüse nun?“, versichere ich mich vorsichtshalber noch, bevor wir uns auf den Rückweg zum Haus machen. „Ja, ist schon in Ordnung. Aber nun komm, das fängt bestimmt gleich wieder an zu regnen! Und tatsächlich, eine große schwarze Wolke über uns lässt bereits die ersten Tropfen fallen und ständig werden es mehr. Als wir schließlich an der Tür ankommen, steht der Hund bereits ungeduldig auf Einlass wartend davor. Regen kann er eben einfach nicht ausstehen, Wasser im Allgemeinen nicht, es sei denn, er will es trinken.

Drinnen in der Küche ist der Rosenkohl schnell geputzt, die Kartoffeln abgewaschen und beides auf dem Herd zum Kochen gebracht, der Rosenkohl in gesalzenem Wasser. Wenn er gar ist, reibe ich noch etwas Muskat darüber, aber erst nachdem ich ein paar Röschen beiseite gestellt habe. Außer uns gibt es hier nämlich noch jemanden, der Rosenkohl liebt – nämlich den Hund. Was das angeht, ist er inzwischen schon zu einem richtigen Dithmarscher geworden, für den Kohl ein Grundnahrungsmittel ist. Der Rosenkohl ist und bleibt dabei immer seine erste Wahl, also soll Kormin auch seinen Anteil an der kleinen Ernte von heute bekommen.

Kurz bevor das Gemüse gar ist, mixen wir noch flux die Soße zusammen. Gut, so eine richtig klassische Sauce Hollandaise ist es im Grunde nicht, was wir da kochen, aber diese Variante geht schnell und ist dabei wesentlich gelingsicherer als ihr Vorbild. Nennen wir sie vielleicht  „Flotte Soße nach Holländer Art“ oder so.

Während wir dann am Esstisch sitzen und uns unseren Rosenkohl schmecken lassen, liegt der Hund schwer seufzend unter Maiks Stuhl und blickt von Zeit zu Zeit mit einem flehenden Blick auf, der auf einen nahen Hungertod schließen lässt. „Ja, du bekommst ja deinen Rosenkohl noch. Aber erst, wenn wir aufgegessen haben!“ Wir mögen ja in mancherlei Hinsicht ziemlich nachlässig in der Hundeerziehung sein, aber am Tisch betteln darf er dann doch nicht.

„Nur noch fünf, dann hab ich gewonnen!“, bemerke ich nebenbei in unserem angeregten Tischgespräch. „Ich bin mal gespannt, was du morgen überhaupt noch ernten willst. Das war ja heute schon eine ziemlich schwere Geburt.“ „Wetten, dass ich was finde?“ Ich versuche, meiner Stimme einen optimistischen, entschlossenen Klang zu verleihen. Dabei bin ich mir grad gar nicht so sicher, ob ich außer einem Wildkräutersalat noch etwas Essbares im Garten auftreiben kann. Aber, kommt Zeit, kommt Rat. Warten wir also den nächsten Tag ab.

Hund frisst Rosenkohl von der Gabel

Nach dem Essen kommt endlich Kormins Moment. Bis auf die fünf Röschen ohne Muskat, die noch auf der kleinen blauen Untertasse neben dem Herd liegen, ist der Rosenkohl verputzt. Die hole ich nun und knie mich neben den Hund auf den Boden.

 Sofort sitzt er kerzengerade wie ein Soldat vor mir und der Speichel tropft bereits aus seinem Maul auf den Boden. Gut, dann eben später nochmal feudeln, ein Glück, dass wir nirgends Teppichboden verlegt haben. Er verfolgt genau, wie ich das erste Röschen mit der Gabel aufpike und schaut mich fragend an. Auf’s „Okay“ zieht er den Rosenkohl mit spitzen Zähnen vorsichtig von der Gabel und legt sich hin, um ihn kurz zu kauen und herunterzuschlucken, bevor er wieder sitzt und auf den nächsten wartet. Unsere Januar-Ernte schmeckt ihm offenbar ausgezeichnet und nach wenigen Minuten hat er auch seine fünf Röschen vertilgt. „Mehr gibt’s nicht!“, sage ich, als er mich fragend anguckt, „Der Teller ist leer.“ „Das Körbchen auch.“, denke ich noch so bei mir. Ach nein, da ist ja noch der Rosmarin! Beim Plätzchenbacken kann ich ja schon mal überlegen, wie ich morgen die 15 Kräuter und Gemüse vollmachen kann, die wir im Januar ernten können. Ich schaff das schon. Wetten, dass?

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15 Kräuter und Gemüse, die wir im Januar ernten können – Wetten dass?

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15 Kräuter und Gemüse,
die wir im Januar ernten können – Wetten dass?

„Wann ist der Januar nur endlich vorbei? Bald ist nicht mal mehr Gemüse im Gefrierschrank. Ich möchte endlich wieder raus können in den Garten zum Ernten!“ „Kannst du doch!“ „Ach, so ein Quatsch, es ist Januar!“ „Wollen wir wetten? Ich bin sicher, dass wir mindestens 15 Kräuter und Gemüse finden, die wir jetzt noch ernten können.“ „Da bin ich ja mal gespannt, was das sein soll!“ „Na, dann komm! Gummistiefel und Jacke an, Mütze auf und ab in den Garten. Und vergiss das Erntekörbchen nicht!“

Gemüse ernten im Winter

Ach, dieser Januar, der lange Monat mit den kurzen, dunklen Tagen, der hier bei uns im Norden meist Regen und Matsch bringt! So richtig Winter haben wir fast nie mehr. Von Spaziergängen durch     eine malerische Schneelandschaft bei klarem Frost und Sonnenschein können wir nur träumen. Und der Frühling scheint noch so weit weg zu sein. Es vergehen noch Wochen, bis im Garten das erste Gemüse ausgesät werden kann und bis zur ersten Ernte noch mal doppelt so viele. Da kann dich schon mal der Winterblues packen. Trotzen wir dem einfach und schauen nach, ob sich in unserem Garten wirklich 15 oder gar noch mehr erntebereite Kräuter- und Gemüsesorten finden lassen. So eine Gartenrunde könnte doch die trübe Stimmung heben und ein schönes Essen hinterher noch umso mehr. Also auf geht’s, die Wette gilt!

Wer wird die Nummer 1 der Kräuter und Gemüse?

Wir stiefeln also los. Kormin ist, wie immer, wenn es nach draußen geht, bester Laune und sprintet erst mal begeistert drei Runden um den Walnussbaum. Nüsse liegen dort schon lange keine mehr. Alle, die beim Sammeln im Herbst übersehen wurden, haben inzwischen natürlich die Eichhörnchen verputzt oder an anderer Stelle sicher versteckt. Aber hinter dem Walnussbaum am Teich stehen ja die beiden Kübel mit unseren jungen Lorbeerpflanzen.

Lorbeerstrauch Kräuter im Garten

„Das wäre dann schon mal Nummer eins! Frische, grüne Lorbeerblätter! Die kann man auch jetzt im Januar ernten!“ „Zum Sattwerden ist das aber nun wirklich nichts.“ „Mag ja sein, aber gut zu wissen, wenn wir mal wieder Rotkohl oder Tomatensoße kochen. Da kommen ein paar Lorbeerblätter doch gerade recht.“ „Schon richtig, aber nun mach mal weiter mit deiner Suche! Vom Rumstehen bekomme ich kalte Füße.“

Was hat der Gemüsegarten im Januar zu bieten?

Kormin stürmt voran, wir folgen ihm Richtung Gemüsegarten. Mal sehen, was sich dort so alles finden lässt. Gleich am ersten Beet stehen wir vor unserem ewigen Kohl, in den ich insgeheim schon einige Hoffnung gesetzt hatte. Diese tolle, ausdauernde Pflanze lässt sich eigentlich rund ums Jahr beernten. Selbst Eis und Schnee können dem ewigen Kohl nichts anhaben und die kleinen jungen Blätter schmecken auch im Winter ganz hervorragend. Offenbar wissen das außer uns auch noch andere Gartenbesucher. Vor ein paar Tagen war der riesige Kohlbusch noch üppig grün gewesen, nun starren wir abwechselnd auf die kahlen Stängel und das leere Erntekörbchen. „Da müssen die Rehe aber hungrig gewesen sein. Pech für uns!“ „Ach, komm, ein paar Blättchen können wir schon noch pflücken und der Kohl treibt im Nu wieder aus. Alles halb so wild!“ Gesagt getan, ein paar Händevoll Kohl landen im Korb. Ich zähle mit. Das war die Nummer zwei der Kräuter und Gemüse, die sich im Januar ernten lassen.

Ewiger Kohl im Januar
Ewiger Kohl, tolles Gemüse auch im Winter

Mehr zum ewigen Kohl findest du hier: Der ewige Kohl- Einmal pflanzen, ewig ernten

Nummer drei findet sich gleich nebenan. „Gut, dass die Rehe nicht nach Essbarem graben. Es sind noch Möhren da!“ „Und sogar frisches Möhrengrün!“ Die Stimmung scheint also doch langsam besser zu werden. Während Kormin aufgeregt schnüffelnd neben dem Beet einer Wühlmaus nachgräbt, buddeln wir ein paar der Karotten aus, die samt Grün im Körbchen landen. Eigentlich könnte man die Möhren doch doppelt zählen, einmal die Wurzel und einmal das schöne Würzkraut, aber ich will mal nicht so sein. Es lohnt sich in jedem Fall, immer ein paar Möhren über den Winter stehen zu lassen. Die, die nicht mehr geerntet werden, gehen dann im neuen Jahr in Blüte. Die auffälligen grün-weißen Blüten sind nicht nur hübsch, sondern auch bei verschiedenen Insekten sehr beliebt. Und kurz nach der Blüte ist dann auch schon das frische Saatgut für die nächste Möhrengeneration reif.

Möhren, im Winter Gemüse ernten
Möhrenblüte

Aber weiter geht die Suche. „Der Gemüsegarten sieht ja irgendwie richtig schön grün aus, obwohl Januar ist!“ „Ja, nur blöd, dass das alles nur Gras ist. Können die Rehe das nicht mal abfressen? Krass, wie das Unkraut im Winter wächst. Das wird viel Arbeit im Frühling, das alles wieder frei zu bekommen.“ Oh nein, droht etwa ein erneutes Stimmungstief? Ich blicke mich hektisch um. Da ist doch was zwischen all dem Unkraut. Juchu, der Porree! Nummer vier ist gefunden und eine Stange kommt sogleich zu Kohl und Karotten in unseren Korb. „So langsam kommt ja doch ein bisschen was zusammen! Das könnte eine schöne Gemüsepfanne geben.“ Kommt da allmählich so etwas wie Aktionismus auf? Gut, dass wir eine winterharte Sorte angebaut haben, die sich bis ins Frühjahr hinein ernten lässt.

porree, ein Gemüse auch im Winter

„Ich guck mal, wie es um unseren Mangold steht!“ So habe ich mir das doch gewünscht. Kormin merkt auch, dass etwas Spannendes in Gange ist und folgt uns schwanzwedelnd zum anderen Ende des Gemüsegartens. Hoffentlich lässt der „glatte Silber“, wie unsere Sorte heißt, mich jetzt nicht im Stich. Nun ja, die Blättchen sind zwar klein, aber als Zutat für eine Gemüsepfanne reicht es schon. Gemüse Nummer fünf wandert also mit in das inzwischen gut gefüllte Erntekörbchen.

Mangold im Winter

Aus dem winterlichen Garten in die warme Küche

Der kalte Wind weht mir von Nordwesten ins Gesicht: „So langsam wird’s aber doch kalt, oder?“ „Ich hab inzwischen richtig Hunger!“ „Okay, noch eine Runde über die Wiese und dann ab ins Warme?“ „Gute Idee, dann können wir auch noch ein bisschen Löwenzahn für die Hühner pflücken!“  Stimmt, den gibt es ja jetzt im Winter auch. Aber nur für die Hühner? Eigentlich wäre das ja schon Wild(-gemüse) Nummer sechs für die Januarernte gewesen. Aber heute gibt es ja offenbar Gemüsepfanne und keinen Salat, also merke ich mir den Löwenzahn vorsichtshalber für den Fall, dass ich die 15-Sorten-Wette am Ende zu verlieren drohe.

Kormin findet die Idee mit der Wiese auch super und prescht schon mal vor, während wir noch hier uns da stehenbleiben und uns wundern, dass zum Beispiel vereinzelte Himbeeren blühen und die Salweiden schon große Knospen haben. Auf dem Rückweg zum Haus bekommen die Hühner ihren Löwenzahn, dazu noch ein bisschen Vogelmiere und behaartes Schaumkraut. Die letzteren beiden hätten wir uns für einen schönen Januarsalat auch mit ins Haus nehmen können. Sieben, acht, zähle ich im Kopf mit. Nur für den Fall, du weiß schon…

Hund auf dem Sofa

Drinnen im warmen Haus legt Kormin sich erst mal auf die Couch. So eine Gartenrunde ist ja immer aufregend und anstrengend und naja, Gemüsepfannen interessieren ihn auch nicht wirklich. Karotten kann er sogar überhaupt nicht ausstehen, egal mit wie viel Liebe sie gekocht sind. Mit einer Ausnahme – wenn sie als Morosche Möhrensuppe daherkommen, dann, ja dann findet er sie köstlich. Wahrscheinlich, weil sie nach dem stundenlangen Kochen nicht mehr als Karotten zu erkennen sind.

Wie du eine Morosche Möhrensuppe selber machen kannst, das zeigen wir dir in unserem
Rezept für Morosche Möhrensuppe

Soviel Zeit wollen wir jetzt aber nicht in der Küche verbringen. Flux das frisch geerntete Januargemüse gewaschen und geputzt, eine Zwiebel und ein bisschen Knoblauch aus dem Vorratsraum geholt, ein paar Zuckerschoten finden sich noch im Froster. Nötig gewesen wären sie ja nicht, aber hey, sie sind einfach super lecker!  Alles mit ein bisschen Öl ab in den gusseisernen Wok. Daneben eine Tasse Reis gekocht und das Gemüse am Ende mit Sojasoße, ein bisschen Salz und Pfeffer gewürzt. Fertig! Das Januaressen (fast) aus eigener Ernte. Wieder durchgewärmt und gut gelaunt sitzen wir am Esstisch, der Hund beobachtet uns eher gelangweilt vom Sofa aus. „Echt lecker! Suchen wir morgen weiter?“ „Klaro, wenn es nicht gerade in Strömen regnet!“ „Na, dann hoffe ich, du hast noch was in petto!“ „Wetten dass?“

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Du hast noch keinen gusseisernen Wok? Wir waren diese billigen künstlich beschichteten Pfannen irgendwann leid. Ein guter Wok hat eine strapazierfähige Oberfläche, die ein Leben lang hält. Er hat eine wunderbare Wärmeleitung und man kann ihn auf jeder Art von Herd benutzen. Eine nachhaltige Anschaffung, mit der das Kochen wirklich Freude macht.

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Blattläuse bekämpfen? Abwarten – der Marienkäfer kommt schon!

  • Beitrags-Kategorie:Naturgarten

Blattläuse bekämpfen? Abwarten - der Marienkäfer kommt schon!

Du kommst nichtsahnend in deinen Garten und siehst auf einmal schwarz. Die Rose oder dein Gemüse ist plötzlich voller Blattläuse. Die waren doch gestern noch nicht da! Erst mal durchatmen – kein Grund zur Panik! Du musst sie nicht sofort bekämpfen, keine Pflanze stirbt gleich an ein paar Läusen. Warte einfach ein paar Tage ab – sehr wahrscheinlich werden sich bald die ersten Gartenbesucher mit Appetit auf die kleinen, unerwünschten Biester einfinden. Einer der ersten und hungrigsten ist meist der als Glücksbringer bekannte Marienkäfer, unser heimischer Siebenpunkt.

Blattläuse auf einem Ampfer

Wo der Gärtner nur Schädlinge sieht, sieht der Marienkäfer einen reich gedeckten Tisch

Den Anblick, den hier unser Ampfer bietet, kennt wohl jeder Gärtner aus eigener Erfahrung. Alles voll mit Läusen! Schrecklich! Wie wird man die bloß wieder los? Denk gar nicht erst an den Griff zur Giftspritze, warte erst mal ab und beobachte das Ganze.

Wir haben den Ampfer auch im Auge behalten und  konnten schon nach kurzer Zeit beobachten, wie ganze Scharen von Marienkäfern sich auf den Weg zu den Blattläusen gemacht haben.

Marienkäfer fressen Blattläuse

100 bis 150 Blattläuse vertilgt ein einziger Marienkäfer am Tag. Eine Marienkäferlarve braucht bis zu ihrer Verpuppung um die 500 Läuse, die ihre Hauptnahrung darstellen. Betrachtet man das Ganze so, fragt man sich fast schon, ob die Läuse auf dem Ampfer denn auch reichen werden, um alle satt zu bekommen.

Wir haben in unserem Garten die Erfahrung gemacht, dass die Blattläuse meist ebenso schnell wieder verschwinden wie sie aufgetaucht sind, ohne dass wir aktiv etwas gegen sie unternommen hätten. Trau dich also und gibt der Natur eine Chance – vielleicht löst sich das Blattlausproblem ganz von allein und du kannst in deinem Garten auch ein paar der hübschen Nützlinge bei der Jagd beobachten.

Marienkäfer bei der Paarung

Wie locke ich Marienkäfer in meinen Garten?

Wo Blattläuse zu finden sind, werden  die Marienkäfer auch nicht lange auf sich warten lassen. Den Weg in deinen Garten finden sie ganz von allein. Damit sie sich bei dir auch langfristig wohlfühlen, kannst du aber durchaus etwas tun – oder, genauer gesagt, gerade nicht tun. In einem Garten ohne Gifte und Chemie mit ein paar unaufgeräumten Ecken fühlen sich die kleinen Gartenhelfer am wohlsten. Je mehr von ihnen bei dir gibt, desto weniger wirst du Blattläuse bekämpfen müssen.

Zweimal im  Jahr paaren sich die Marienkäfer, im Frühling und im Herbst. Das Weibchen legt dann etwa 400 Eier an Blattunterseiten oder auch an Baumrinde ab, aus denen schon nach wenigen Tagen die Larven schlüpfen.  Die Herbstgeneration überwintert als Käfer an geschützten Stellen im Garten, wie Laubhaufen, morschem Holz oder Ritzen zwischen Steinen. Um ihnen also gute Überwinterungsmöglichkeiten zu bieten, darfst du dich wieder mal zurücklehnen und einfach nichts tun.

In deinem Garten dürfen  zum Beispiel gerne ein paar Laubhaufen liegen bleiben. Darin werden neben den Marienkäfern auch viele andere Insekten und vielleicht sogar ein Igel überwintern. Laubsauger und andere Geräte, die im Herbst zu ihrem lautstarken Einsatz kommen, vernichten nicht nur diese potentiellen Winterquartiere, sondern töten alles, was sich bereits darin befindet. Mit einem Verzicht auf solche Geräte schonst du zugleich deine Ohren und  deine tierischen Gartenbewohner. Die Marienkäfer werden dir für eine ungestörte Winterruhe danken, indem sie sich bereits im zeitigen Frühjahr wieder auf die Jagd nach Blattläusen machen und für eine neue Nützlingsgeneration sorgen werden.

Marienkäfer auf einem Apfel

Weitere Möglichkeiten zum Bekämpfen von Blattläusen:

In einem naturnahen Garten kann es viele große und kleine Helfer geben, die Appetit auf Blattläuse haben. Von der Florfliegenlarve bis zu verschiedenen Vogelarten.  Meisen, zum Beispiel, verfüttern während der Aufzucht ihrer Jungen große Mengen an Läusen. Mit dem Anbringen von Nistkästen, einem Angebot an Samenständen, die du nicht abschneidest, dem Pflanzen von heimischen Sträuchern  und natürlich dem Verzicht auf Gifte kannst du deinen Garten vogelfreundlich gestalten.

Wenn du aber das Gefühl hast, dass die Blattläuse auf einer bestimmten Pflanze oder Kultur trotz allem überhand nehmen, kannst du auch mal selber in der Blattlausbekämpfung aktiv werden. Das funktioniert auch ganz ohne Chemie.

Eine ganz einfache Sofortmaßnahme, die oft schon ausreichend wirksam ist, ist das Abspritzen der betroffenen Pflanzen mit einem harten, kalten Wasserstrahl. Lass dabei auch die Blattunterseiten nicht aus. Vielleicht hat sich das Blattlausproblem nach einer ein- bis zweimaligen kalten Dusche bereits erledigt.

Bei anhaltendem, übermäßigem Blattlausbefall kann eine Brennnesselbrühe gute Dienste leisten. Da zahlt es sich doppelt aus, wenn du einige dieser Pflanzen für Schmetterlinge in deinem Garten hast stehen lassen. Für die Brennnesselbrühe gibst du einfach ein paar Hände voll Blätter in ein Gefäß und übergießt sie mit Regenwasser. Am nächsten Tag fischt du die Blätter heraus, füllst die Flüssigkeit in eine Sprühflasche und besprühst die von Läusen befallenen Blätter von allen Seiten. Gegebenenfalls wiederholst du das Ganze nach 14 Tagen noch einmal. Setze dafür dann eine neue Brühe an – sie ist nur für etwa drei Tage wirksam.

Marienkäfer auf einem Stein

Blattläuse bekämpfen macht am meisten Spaß, wenn du dich einfach zurücklehnst und die Marienkäfer bei der Arbeit beobachtest.

Du möchtest mehr über das naturnahe Gärtnern erfahren? <<Hier>> findest du weitere Beiträge.

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Weizengras für Hühner selber anbauen

  • Beitrags-Kategorie:Hühner

Weizengras für Hühner selber anbauen

Glückliche, gesunde Hühner und verbesserte Legeleistung auch im Winter?

Im Frühling und Sommer ist das Angebot an frischem Grün für die Hühner groß. Löwenzahn und andere Wildkräuter finden sich überall und sind eine gern angenommene Futterergänzung. Die Hühner scharren und picken zufrieden, sind gesund und vital und legen fleißig Eier mit schönen gelben Dottern.

Hühner fressen selbst angebautes Weizengras

Im Winter sieht das allerdings ganz anders aus. Da ist das Angebot an Wildpflanzen eher spärlich und das wenige Grün macht eher einen kläglichen, welken Eindruck. Die Legeleistung der Hühner geht meist massiv zurück und die Dotter der wenigen Eier werden zunehmend blass.

Was nun also tun? Aus Spanien importierten Salat und anderes Gemüse zuzufüttern, ist eine Möglichkeit, die zum einem nicht gerade nachhaltig ist und zudem über den langen Winter auch ziemlich teuer wird. Und wie viele gesunde Inhaltsstoffe in so einem Eisbergsalat letztlich noch stecken, der tagelang unterwegs war, bis er auf unserem oder dem Teller der Hühner landet, ist zudem fraglich.

Selbst angebautes Weizengras ist die Alternative: Schnell, einfach, kostengünstig, nachhaltig und so richtig, richtig gesund. Innerhalb weniger Tage kannst du es Zuhause auf der Fensterbank selber ziehen und deinen Hühner auch in der kalten Jahreszeit ein wahres Superfood anbieten. Weizengras ist reich an Proteinen, Vitaminen, Eisen und Calcium. Damit kommen die Hühner gesund durch den Winter und werden es dir wahrscheinlich auch mit mehr Eiern danken.

Hühner bekommen eine Portion Weizengras

So einfach gelingt der eigene Anbau von Weizengras:

Du benötigst:

    • Keimfähige Weizenkörner
    • Lauwarmes Wasser
    • Schüssel
    • Sieb
    • Etwas Erde
    • Flaches Gefäß (Anzuchtschale, altes Backblech, oder ähnliches)

Kurzanleitung:

    • Die Weizenkörner in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser geben
    • Über Nacht quellen lassen
    • Weizenkörner am nächsten Tag in ein Sieb schütten und kalt abspülen
    • Erde in das Anzuchtgefäß geben und leicht anfeuchten
    • Weizenkörner darauf verteilen
    • Auf die Fensterbank stellen
    • Erde leicht feucht halten, nur mäßig gießen oder besprühen
    • Nach 10 bis 13 Tagen ist das Weizengras bereit für die Ernte
Weizengrasanbau im Frühjahr

Schritt für Schritt zum eigenen Weizengras:

Woher bekommst du keimfähige Weizenkörner?

Wenn du den Anbau von Weizengras erst einmal ausprobieren möchtest, kannst du einfach auf ein kleines Paket Weizen zurückgreifen, wie du es in fast jedem Supermarkt oder Bioladen bei den Backwaren findest. Meistens ist das eine Menge von einem Kilo, die je nach Größe deines Anzuchtgefäßes für den ein- oder zweimaligen Anbau ausreicht. Wir haben es bisher noch nicht erlebt, dass  Weizen aus diesen Paketen nicht gekeimt wäre.

Hast du aber vor, den Winter über alle paar Tage mal wieder eine neue Charge Weizengras auszusäen oder benötigst größere Mengen für deine große Hühnerschar, werden diese kleinen Packungen schnell zu teuer. Dann empfiehlt es sich, auf Futterweizen zurückzugreifen, den du im Landhandel in Säcken von meist 25 oder 50 Kilo erwerben kannst. Dieser ist wesentlich günstiger und im Normalfall ebenso keimfähig. Im Zweifel fragst du beim Händler nach, ob das Getreide gegen Keimung behandelt ist. Bei Vogelfutter ist das öfter der Fall, behandelter Futterweizen ist uns persönlich aber noch nicht begegnet.

Wenn du möchtest, kannst du deinen Weizen jetzt direkt aussäen. Das Einweichen ist allerdings schon empfehlenswert, da es die Keimrate und vor allem Keimgeschwindigkeit deutlich erhöht. Einen Tag Zeit kannst du dir also dafür lassen, der vorgequollene Weizen wird schneller erntereif sein. Du gibst ihn einfach in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser und lässt ihn über Nacht darin stehen.

Am nächsten Tag gießt du das Wasser ab und spülst die Weizenkörner mit klarem Wasser gut durch. Dadurch verringert sich die Gefahr, dass sie anfangen zu schimmeln. Dann ist der Weizen auch schon fertig für die Aussaat.

Ein flaches Gefäß eignet sich am besten als Anzuchtbehältnis. Wir nehmen, was sich gerade findet – ein altes Backblech zum Beispiel. Das Weizengras bildet keine tiefen Wurzeln und du benötigst nur wenig Erde. Welche Erde du verwendest und wie nährstoffreich sie ist, spielt keine große Rolle. Einfache Blumenerde, Gartenerde oder was auch immer du zur Hand hast. Im Grunde würde der Anbau auch ganz ohne Erde auf einem Stück Küchenpapier oder Ähnlichem funktionieren. Aus zwei Gründen ziehen wir das Weizengras aber lieber auf Erde heran.

Zum einen hält die Erde die Feuchtigkeit wesentlich konstanter. Bei der Anzucht ohne Erde, zum Beispiel auf Küchenkrepp, musst du deutlich mehr darauf achten, dass das Ganze weder zu trocken, noch zu nass ist. Zu wenig Wasser lässt deine Keimlinge im Nu verdorren, sind sie zu nass, entsteht schnell Schimmel. Beides bedeutet, die Ernte ist verloren.

Zum anderen verfüttern wir das Weizengras gerne komplett mit den gekeimten Körnern und Wurzeln. Wie ein kleiner Teppich lässt sich alles komplett aus den Anzuchtbehältern lösen und die Hühner haben auch noch eine schöne Beschäftigung, weil sie scharren und zupfen können. Da bleibt am Ende nie etwas übrig. Wenn du trotzdem lieber ein Krepp nutzen möchtest, kannst du das erntereife Weizengras auch einfach abschneiden und dann nur die Halme füttern.

Egal, für welche Methode du dich entscheidest – die vorgequollenen Weizenkörner werden nun gleichmäßig im Anzuchtgefäß verteilt. Das stellst du dann einfach auf die Fensterbank und hast nur noch eine Sache zu tun: auf die Feuchtigkeit musst du immer achten. Das Weizengras nur mäßig gießen oder mit einer Sprühflasche benetzen.

Huhn am Wohnzimmerfenster sieht frisches Weizengras
Henne Pünktchen wartet schon ungeduldig.

Nach zehn bis 13 Tagen sollte dein Weizengras erntereif sein (jedenfalls, wenn du den Weizen hast quellen lassen). Es wird in etwa acht bis zehn cm hoch sein und von einer herrlich, saftig grünen Farbe. Wesentlich länger solltest du auch nicht mit der Ernte warten. Je größer es wird, desto mehr nimmt der Nährstoffgehalt ab. Außerdem können zu lange Halme bei den Hühner zu einer Kropfverstopfung führen, vor allem wenn es abgeschnitten angeboten wird und sie nicht, wie in der Natur, kurze Stückchen abzupfen können.

Nun können die Hühner ihr frisches Grünfutter probieren. Bei uns dauert es maximal zehn Minuten, bis so ein Backblech voll Weizengras komplett vertilgt ist. Gut, wenn dann auf der Fensterbank schon der Nachschub heranreift.

Falls du es mal eiliger haben solltest, noch ein kleiner Tipp:

Auch die Weizenkeimlinge sind ein tolles, natürliches Hühnerfutter. Bis sie so weit sind, dass du sie verfüttern kannst, dauert es meist nur wenige Tage.  Wenn der Spross in etwa die Größe des Weizenkornes erreicht hat, sind die Weizenkeimlinge perfekt. Die angekeimten Körner sind leichter verdaulich für die Hühner als trockenes Getreide und in den Sprossen stecken zudem auch eine Menge Vitalstoffe.

WeiterlesenWeizengras für Hühner selber anbauen

Totholz im Garten – Alles andere als „tot“

  • Beitrags-Kategorie:Naturgarten

Totholz im Garten – Alles andere als „tot“

„Totholz“ ist eigentlich ein irreführender Begriff, denn vergehende Bäume, Stämme, Äste, Zweige und Wurzeln bedeuten Leben pur. Auf die Frage: „Was lebt denn in und vom Totholz“, kann man mit der Gegenfrage: „Was denn nicht?“ antworten. Vielen Insekten dient es als Kinderstube oder Winterquartier, Vögel finden darin Nahrung, Unterschlupf und Nistplätze, Igeln bietet es neben ihrer Nahrung, den Insekten, in der Sicherheit und Wärme des sich zersetzenden Holzes Tagesschlafplätze und Winterquartiere.

Auch andere Kleinsäuger, Amphibien und Reptilien nutzen die geschützten Bereiche in liegendem Totholz. Pilze, Moose und Flechten können sich ansiedeln, das Mikroklima wird positiv beeinflusst, Feuchtigkeit im Boden gehalten – der Nutzen von Totholz ist essentiell für die komplexen Kreisläufe in der Natur. In der freien Natur wird es allerdings immer weniger. Aufgeräumte Wälder und Landschaften entziehen der Fauna zunehmend den Lebensraum. Wenn das noch nicht genügend Gründe sind, in seinem Garten Bereiche mit Totholz zu schaffen, gibt es wenigstens zwei weitere Argumente.  Zum einen kannst du dir mit gutem Gewissen die Entsorgung von anfallendem Astschnitt sparen und zum anderen kann Totholz im Garten wunderschön sein. Den gestalterischen Möglichkeiten, es nutzbringend und zugleich dekorativ im Garten zu platzieren sind keine Grenzen gesetzt. Hier einige Beispiele aus unserem Garten.

Vielleicht auf den ersten Blick etwas „unordentlich“ wirkt ein locker geschichteter Reisighaufen mit vielen Hohlräumen, den du vielleicht an einer weniger prominenten Stelle im Garten platzieren kannst. Wichtig ist, dass das Holz dort möglichst lange unberührt liegen kann. Wenn der Astabschnitt nur über den Winter bis in den Mai liegen bleibt, kann zwar der Igel dort ungestört seinen Winterschlaf halten, aber eventuell darin befindliche Insektenbrut braucht längere Zeit, bis zum Schlüpfen und Heranwachsen. Drei bis fünf Jahre dauert es zum Beispiel, bis sich ein Nashornkäfer von der Larve über den Engerling zum erwachsenen Tier entwickelt hat. In dieser Zeit  lebt er vom und im Mulm, also dem bereits fast vollständig zersetzten Holz. In der Zwischenzeit freut sich vielleicht der Zaunkönig jedes Jahr über einen geeigneten Nistplatz in einem der Hohlräume.

Ein Sichtschutz aus Totholz, wie wir ihn an der einzigen kleinen Straße, die an unserem Gelände vorbeiführt, errichtet haben, ist nicht nur kostengünstig, sondern zeigt je nach Jahreszeit, Wetter und Lichtverhältnissen ein ganz anderes Gesicht. Nasses Holz, das in der Sonne funkelt, kleine Eiskristalle im Winter, vielfältige Farben an einem heißen Sommertag, immer ist die Wirkung eine andere.

Geht man ein wenig näher heran, zeigen sich die vielfältigen Farben und Strukturen der unterschiedlichen Holzarten. Ebenso vielfältig sind auch die jeweiligen Nutzer. Manche Insekten bevorzugen Laub-, andere Nadelholz, wieder andere sind auf bestimmt Baumarten spezialisiert. Kaum möglich, sich alle Bedürfnisse im Einzelnen zu merken, also bieten wir doch von jedem etwas an – die Tiere werden schon selber wissen, was ihnen zusagt.

Gehen wir noch ein wenig näher heran, kannst du sehen, was für interessante Spuren die Insekten auf dem Holz hinterlassen, fast schon kleine Kunstwerke. Spannend wie ein Krimi liest es sich, was an einem vergehenden Baum vor sich geht, bis er irgendwann nach Jahren oder Jahrzehnten vollständig zu Humus zersetzt worden ist. Den „Schlüsseldienst“ leisten die holzaufschließenden Tiere, wie Spechte und diejenigen Insekten, die Löcher in das Holz bohren und es dadurch erst ermöglichen, dass Pilze und Bakterien durch die zuvor unüberwindliche Rinde eindringen können, um weitere Zersetzungsprozesse in Gang zu setzen. Dadurch eröffnet sich wiederum für andere Arten der Zugang zu Nahrung und Lebensraum. Einer nach dem anderen besiedelt den jeweils neu entstandenen Raum, bis am Ende die Pflanzen von dem übriggebliebenen, nährstoffreichen Humus profitieren können.

ein mächtiger Stumpf einer Esche
Pilze wachsen auf einem toten Eschenstumpf

Hier siehst du ein Stück des Stammes einer alten Esche, die in einem Sturm umgestürzt ist – einmal am Tag ihres „Einzugs“ in unseren Garten und dann ein Jahr später. In der Zwischenzeit waren die Spechte schon eifrig am Werk und auch einen Kleiber konnten wir mehrfach beim Picken an Rinde und Bruchkanten beobachten, genau wie Wespen, die sich dort wahrscheinlich mit Material zum Nestbau versorgt haben. Im zweiten Herbst zeigten sich die Fruchtkörper von unterschiedlichen Pilzen, die das Holz inzwischen besiedelt hatten. Schon spannend zu beobachten, was an einem solchen Stück Totholz so alles vor sich geht.

Gartendekoration mit Holz und Steinen
Rote Tulpen vor einem Totholz-Modul

Je nachdem, ob Totholz in der Sonne oder im Schatten platziert ist, finden sich unterschiedliche Bewohner und Besucher ein. So mögen es beispielsweise Reptilien eher warm und trocken, während sich Erdkröten eher in kühlen, feuchten Bereichen wohlfühlen. So ist es auch bei den verschiedenen Insekten. Wenn du eine bestimmte Art in deinem Garten beobachtest, kannst du ja mal recherchieren, mit welchem Angebot du ihre Lebens- und Überlebensbedingungen verbessern könnest.

Rankhilfe aus Baumstämmen
Rosafarbend, Rosenblüte an einer Rankhilfe

An anderen Stellen im Garten verwenden wir stehendes Totholz als Rankhilfen für verschiedene Wild- und Nutzpflanzen. Solange das Holz noch stabil genug ist, können sowohl Wildrosen als auch Stangenbohnen daran emporklettern. Der Wall darunter beherbergt übrigens unser „unsichtbares“ Totholz. Diese Wälle dienen dazu, das Gelände zu strukturieren und unterschiedliche Räume zu schaffen. Dazu schichten wir zunächst Strauchabschnitt und herabgefallene Äste am Boden auf. Anschließend werden diese mit Laub und den gejäteten Beikräutern aus dem Gemüsegarten abgedeckt.

Grasschnitt und Laub zum kompostieren
Zucht einer Himbeerhecke

Ist die oberste Schicht vererdet, bepflanzen wir die Wälle auf der Südseite, wie hier zum Beispiel mit Himbeeren. Licht von Süden und Windschutz nach Norden, dazu Wärme und Nährstoffe, die das verrottende Material abgibt, lassen die Pflanzen prächtig gedeihen und auch Besucher finden sich dort ein, zum Beispiel unsere Feldhasenbabys, die sich im Frühjahr gerne an diesen Wällen Verstecke suchen, in denen sie vor Wetter und Fressfeinden geschützt sind.

Bau einer Feuerstelle

Solange das Holz noch frisch ist, darf es auch gern als kostenloses Gartenmöbel dienen, wie hier der Stamm eines umgestürzten Wallnussbaums an unserer Feuerstelle. Dort können wir ein paar Jahre in gemütlicher Runde sitzen, bis das Holz morsch wird und an anderer Stelle im Garten weiter vergehen darf. Je nach Holzart geht das schneller oder langsamer vor sich. Bei Nadel- und Weichhölzern schreitet der Zersetzungsprozess relativ schnell voran, während er zum Beispiel bei einer Eiche Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern kann. Für das gemütliche Lagerfeuer oder Osterfeuer gilt natürlich: Bitte nicht den Astschnitt vom letzten Jahr verbrennen, sonst geht eine ganze neue Generation von darin lebenden Insektenlarven in Flammen auf.

Totholz, Deko im Garten

Dieser Kreis aus stehendem Totholz ist eines unserer aktuellen Projekte. Eingerahmt von verschiedenen Stämmen, Wurzeln und Ästen, die zum Teil schon recht angemorscht sind und einer Aufräumaktion in einem anderen Garten zum Opfer gefallen wären, soll in nächster Zeit ein Sumpfbeet/ Flachteich entstehen und unseren Garten um einen weiteren Lebensraum erweitern.

Eichhörnchen am Walnussbaum

Mit einem Blick auf die drei Eichhörnchenjungen an unserem Walnussbaum beschließen wir den kleinen Totholzecken-Gartenrundgang.

Falls du nun auch Lust bekommen hast, deinen Garten mit Totholz aufzuwerten, erst mal Daumen hoch und dann noch die dringende Bitte: Entnimm kein Totholz aus der freien Natur! Dort, wo es liegt, liegt es richtig. Wir können nie wissen, was alles schon darin lebt und ob es in unseren Gärten überhaupt die passenden Lebensbedingungen vorfinden würde. Frag deine Nachbarn, die vielleicht gerade einen Baum fällen oder auch mal die Arbeiter an den Straßen, die gerade Schnittarbeiten durchführen, schau dich auf den örtlichen Grünabfallsammelplätzen oder in den lokalen Kleinanzeigen um. Irgendwo wirst du ganz bestimmt fündig und kannst das Totholz guten Gewissens vor dem Häcksler retten und ihm in deinem Garten einen würdigen Platz zum langsamen Vergehen geben.

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Möchtest du mehr über den faszinierenden „Lebensraum Totholz“ und über Gestaltungsmöglichkeiten im heimischen Garten erfahren? Dann empfehlen wir dir Werner Davids gleichnamiges Buch aus dem pala-Verlag.

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Hier findest du ein kostenloses Kapitel aus Werner Davids Buch „Lebensraum Totholz“ zum Download: https://www.naturgartenfreude.de/totholz/im-garten/

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Teichbau Teil 2

  • Beitrags-Kategorie:Blattgeflüster

Teichbau Teil 2

Wie schwer so eine Teichfolie doch ist. Mit vereinten Kräften konnten wir sie gerade eben bewegen. Das Auslegen im Teichbecken war dann aber doch einfacher als gedacht. Nun konnte die Tiefwasserzone schon mal befüllt werden. Bis morgen sollte sich dann die Folie soweit gesenkt haben, dass auch das restliche Wasser eingelassen werden kann.

Eine provisorische Ausstiegshilfe für Igel und Co.haben wir zu Feierabend noch schnell angebracht. Es soll schließlich nicht in der ersten Nacht schon ein Tier in dem neuen Gewässer ertrinken.

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Teichbau Teil 1

  • Beitrags-Kategorie:Blattgeflüster

Teichbau Teil 1

Der Aushub für unseren Teich ist geschafft und wir konnten heute das Schutzvlies verlegen. Kormin dachte anscheinend, diese tolle Rolle sei ein neuer Hundeliegeplatz und hat es sich darauf gemütlich gemacht, während er uns beim Arbeiten zusah.

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Radieschen – Einfache Kultur, dreifache Ernte

  • Beitrags-Kategorie:Nutzgarten

Radieschen - Einfache Kultur, dreifache Ernte

Was gibt es denn über Radieschen so viel zu sagen, fragt sich manch einer vielleicht. Sie sind rund und knackig, ein bisschen scharf und schmecken sehr gut auf Brot oder im Salat. Zudem sind sie sehr leicht selbst anzubauen und eignen sich damit auch für absolute Gartenneulinge. Einfach die Samen in den Boden legen, einmal angießen, warten und ein paar Wochen später schon Radieschen ernten. Im Nu sind sie dann auch schon verspeist, vielleicht schaffen es die meisten nicht mal bis in die Küche, wenn sich jeder im Vorbeigehen mal eins davon in den Mund steckt.

Manchmal passiert es aber auch, dass der richtige Zeitpunkt zum Ernten verpasst wird. Sie wachsen eben sehr schnell und hast du mal ein paar Tage nicht nach ihnen geschaut, bildet sich in der Mitte bereits ein dicker, hoher Stängel. Dann ist das Radieschen bereits verholzt und nicht mehr genießbar. Was nun? Rausreißen, ab auf den Kompost damit und nochmal neue Radieschen aussäen?

Auf gar keinen Fall! Genau jetzt ist die Gelegenheit gekommen, diese tolle Pflanze von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Lass sie einfach wachsen und schon nach kurzer Zeit werden sie eine Höhe von bis zu 1,50 m erreicht haben und zu blühen beginnen.

Auf den Blüten tummeln sich dann ganz sicher viele Insekten. Neben verschiedenen Bienen kommt bei uns auch häufig der Kohlweißling zu Besuch. Tatsächlich legt er seine Eier gerne auf den Radieschen ab. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass er sie dabei sogar den Kohlgewächsen in unserem Gemüsegarten vorzieht. So fressen die Raupen dann später die Radieschenblätter und es gibt deutlich weniger Fraßschäden an Weißkohl, Broccoli, Blumenkohl und Co. Schon mal ein guter Grund, ein paar Radieschen auswachsen zu lassen, oder?

Es wird aber noch besser! Nach der Blüte beginnen die Radieschen Schoten auszubilden, in denen später die Samen heranreifen. Die jungen Schoten aber sind ein wunderbares Gemüse. Sie sind knackig, saftig und haben einen milden, leicht scharfen Radieschengeschmack. Sie bereichern frische Salate und passen gut in einen Kräuterquark oder Dip. Sie lassen sich aber auch gut mit in eine Gemüsepfanne oder ein Wokgericht geben und behalten auch gedünstet, ihre Knackigkeit und Frische. Zu dick werden dürfen die Schoten für den Verzehr allerdings nicht, weil sie dann zunehmend trocken und ein wenig holzig werden. Also lass die dicken Schoten einfach an den Pflanzen hängen, diese kommen dann später im Jahr noch zu ihrem Einsatz. Im Vergleich zu einem kleinen Radieschen ist der Ertrag einer Pflanze bei der Schotenernte um ein Vielfaches höher. Hier siehst du die Schoten von einer einzigen Pflanze – wenn sich das nicht lohnt!

Irgendwann fangen die übrigen Schoten an den Pflanzen dann an trocken und braun zu werden. Wenn sie richtig trocken sind, sind auch die Radieschensamen reif und du kannst sie an einem trockenen Tag abernten. Damit ist dann das Saatgut für das nächste Gartenjahr bereits gesichert. Sollten die Schoten noch eine gewisse Feuchtigkeit aufweisen, empfiehlt es sich, sie noch eine Weile ausgebreitet an einem warmen Ort, z.B. auf der Fensterbank nachtrocknen zu lassen. Später bewahren wir die Samenschoten in einem Gurkenglas bis zum nächsten Jahr auf.

Das Auspuhlen der einzelnen Samen aus den Schoten kannst du dir übrigens getrost ersparen. Wir legen die Schoten im Frühjahr immer wie sie sind in die Aussaatfurche und die Radieschen gehen problemlos auf und haben sogar den richtigen Abstand zueinander, um ungestört wachsen zu können.

Wenn du richtig viel Platz in deinem Gemüsebeet hast, kannst du die Radieschen auch ganz sich selbst überlassen. Sie samen sich dann von alleine aus und haben im nächsten Jahr meist schon einen großen Vorsprung vor den per Hand ausgesäten. Bei uns gehen ist oft schon ganz früh im Jahr auf, manchmal sogar bereits im Januar, wenn im Gemüsegarten sonst nur wenig wächst. Die jungen Keimlinge kannst du natürlich auch ernten und für Salate verwenden. So kannst du dann die selbstausgesamten Radieschen ein bisschen ausdünnen, damit sie später genug Raum zum Wachsen haben und hast gleichzeitig ein leckeres Vorfrühlingsgemüse. Natürlich kannst du sie auch einfach wachsen lassen wie sie wollen und dich später an einem regelrechten „Radieschenwald“ erfreuen. Unser Hund hat ihn jedenfalls für einen Spaziergang genutzt.

Lässt du verschiedene Sorten Radieschen in deinem Garten blühen und Saatgut bilden, werden sie sich sehr wahrscheinlich untereinander verkreuzen. Wir haben inzwischen eine kunterbunte Vielfalt an weißen, rosafarbenen, roten, weinroten, weiß-roten und fast schwarzen Radieschen. Einige sind rund, andere oval, wieder andere zapfenförmig. Manche sind mild, andere scharf, aber fast alle schmecken wirklich gut. Bei den Schoten der verschiedenen Sorten können wir keine wirklichen geschmacklichen Unterschiede feststellen, sie variieren lediglich etwas in Form und Größe.

Du siehst, über Radieschen gibt es doch eine Menge zu sagen – sie sind eben nicht nur rot, rund und lecker, sondern können unglaublich viel, wenn man sie nur lässt.

Du bist noch nicht überzeugt? Dann haben wir noch einen letzten Tipp für dich: Das frische Radieschengrün ist auch essbar. Daraus lassen sich auch eine Menge köstlicher Gerichte zubereiten, wie zum Beispiel ein Radieschengrünsüppchen oder… einfach mal probieren!

Deine Blattwerker

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