Wer bekommt das große Ei?
 Dialog am Frühstückstisch

Titelbild, Wer bekommt das große Ei

(Auch als Sketch für zwei)

Mann und Frau am gedeckten Frühstückstisch, vor sich hat jeder eine Kaffeetasse, in der Mitte des Tisches zwei Eierbecher, in einem ein großes Ei, in dem anderen ein winzig kleines Ei, die Augen des Paares sind auf die Eier gerichtet

Er: Hm

Sie: Hm?

Er: Ja

Sie: Ja?

Er: Das ist hier die Frage

Sie: Welche Frage?

Er: Lass sie mich so formulieren. Was hattest du im Sinn, als du das Frühstück zubereitet hast, eine bildliche Allegorie für den Begriff der Ungerechtigkeit oder eine Veranschaulichung der ersten Eierlegeversuche einer Junghenne?

Sie: Weder noch, aber es mag wohl als beides zugleich gelten, wenn man so will.

Er: Hm

Sie: Wir wollen jetzt endlich frühstücken. Welches Ei möchtest du denn nun haben?

Er zögert mit der Antwort nachdenklich die Stirn runzelnd, als vermute er eine Fangfrage

Beide schweigen. Schließlich, nach einer Weile

Er: (triumphierend) Welches würdest du empfehlen?

Sie: Wähle selbst. Das große ist wachsweich gekocht und hat wahrscheinlich ein schönes gelbes  Dotter. Das kleine ist wahrscheinlich steinhart und hat wohl gar kein Dotter.

Er: Hm.

Sie: Entscheide dich endlich, die Eier werden kalt!

Er: Gut, dann nehme ich das große.

Sie: Hm

Er: Hm?

Sie: Ja

Er:  Habe ich nun das Falsche gesagt?

Sie: Nein, nein

Er: Aber?

Sie: Naja, ist ja schon ganz schön ungerecht

Er: Womit wir wieder bei der Allegorie wären

Sie: Ach, hör schon auf

Beide schweigen und starren auf die Eier. Schließlich:

Er: Ich hab eine Idee

Sie: Und die wäre?

Er: Wir spielen um das große Ei

Sie: Spielen? Vor dem Frühstück? Und was, bitteschön?

Er: Eine Runde Galgenraten

Sie schweigt nachdenklich. Schließlich:

Sie: Na gut, meinethalben. Aber nur, wenn ich mir das Wort ausdenken darf und du versuchst es zu erraten.

Er: Aber denk dir nicht wieder so ein kryptisches Fremdwort aus.

Sie: Nein, ich hab schon eins und das ist reines Hochdeutsch

Er: Na gut, hier hast du einen Zettel und einen Stift

Sie zeichnet einen Galgen

Sie: Verloren nach sechs falschen Versuchen, ohne zu lösen?

Er:  Abgemacht

Sie zeichnet 38 Striche, zählt nochmals nach, überlegt kurz, zählt nochmals nach.Schließlich:

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Sie: Fertig. Dann leg mal los

Er blickt ungläubig auf das Papier

Er: Was soll das denn werden? Wieder so was wie neulich Hottentottenstotterkindermutter?

Sie: Nein, ich sagte doch, es ist ein ganz normales deutsches Wort. Nun fang schon an, die Eier werden uns am Ende noch kalt bei deinem Tempo

Er: Ja, ich mach ja schon. Aber ich kenn dich ganz genau. Also, (triumphierend) „Y“!

Sie: (ebenfalls triumphierend) Falsch! Würdest du mir vertrauen, hättest du dir DEN Fehlversuch sparen können.

Sie zeichnet einen Kopf an den Galgen

Er: Punkt für dich, dann nehme ich jetzt das „E“

Sie: Na also, offenbar weißt du dann doch, welche Buchstaben in deutschen Wörtern am häufigsten vorkommen. „E“ kommt siebenmal vor.

Sie trägt gemächlich die sieben „E“ ein.

Sie: Fertig, also weiter!

Er: Dann nehme ich als nächstes das „N“

Sie: Keine so gute Wahl, aber immerhin doch zweimal vorhanden

Sie trägt die beiden „N“ ein.

Er: Gut, dann jetzt das „O“

Sie: Du lässt nach! O ist nur einmal vorhanden.

Sie trägt betont langsam das „O“ ein.

Sie: Oooo

Er: Erst hetzt du mich und nun trödelst du selbst so herum. „M“, bitte!

Sie: Mmmöp. Kein „M“ im Wort!

Sie zeichnet einen Strich als Körper an den Kopf

Sie: Das war dann schon Fehlversuch Nummer 2

Er: Wart nur ab. Ich versuche es mal mit „R“

Sie: Schon besser. Fünf Treffer!

Sie trägt die „R“ ein, er starrt dabei angestrengt auf das Papier

Er: Wirklich weiter hilft mir das aber auch noch nicht. Wie sieht’s mit „D“ aus?

Sie: (schnippisch) Tut mir leid, „D“ ist ausverkauft und du hast schon halb verloren, wenn du immer noch keinen blassen Schimmer hast, um welches Wort es sich handelt.

Sie zeichnet einen Strich als Arm an das Galgenmännchen

Er: Ich werde gerade erst richtig warm!  Das „I“ als nächstes!“

Sie: Nur einmal vorhanden

Sie trägt das „I“ ein, er blickt auf das Papier“

Er: Eier, vorne steht „Eier“. So ein langes Wort mit „Eier“ gibt es doch gar nicht!

Sie: Oh doch! Mach weiter!

Er: „K“?

Sie: Nein!

Sie zeichnet den zweiten Arm

Er: Langsam fühl ich mich verkackeiert hier. Sei‘s drum. „A“!

Sie: Zweimal! Vokale sind doch eine gute Wahl, um voranzukommen.

Sie trägt die beiden „A“ ein

Er: Ich brauch keine Ratschläge von  dir. „F“!

Sie: Selbst Schuld, wenn du nie auf mich hörst. Nein, kein „F“. Letzte Chance für dich, mein Lieber!

Sie zeichnet ein Bein an das Galgenmännchen

Er: Dein Wort in Gottes Ohr, also dann „U“

Sie: Zweimal, aber ich will ja nichts gesagt haben.

Sie trägt die beiden „U“ ein.

Er: Das war’s dann aber auch mit den Vokalen. Hm. „P“ vielleicht?

Sie: (triumphierend) Nein! Wenn du jetzt nicht lösen kannst, ist das Ei meins!

Sie malt das zweite Bein an das Galgenmännchen, er starrt auf das Papier.

Er: Nein, kann ich natürlich nicht. Auf deine angebliche Lösung bin ich mal gespannt, das kann ja gar kein reguläres deutsches Wort sein. Unmöglich! Und wenn es keins ist, hab ich gewonnen. Basta!

Sie: Ist es, kannst du mir wohl glauben.

Er: Glauben ist gut, wissen ist besser. Also lös endlich auf!

Sie: (betont langsam) Eier-scha-len-soll-bruch-stel-len-ver-ur-sacher!

Er: Eierschalen-was?

Sie: Sollbruchstellenverursacher!

Er: Wiederhol das!

Sie: (schnell sprechend) Eierschalensollbruchstellenverursacher!

Er: Sowas gibt es nicht, weder so ein Ding, noch das Wort. Und wo haben denn Eier bitteschön Sollbruchstellen?

Sie: Natürlich gibt so ein „Ding“! Kann man überall kaufen und es heißt auch genauso.

Er: Unfug!

Sie: Mitnichten!

Er: Wir werden ja sehen, ich hole jetzt mein Handy und such im Internet nach diesem Eiersollbruchschalending

Sie: Eierschalensollbruchstellenverursacher! Aber keine Handys am Esstisch! Wir wollen hier schließlich in Ruhe frühstücken!

Er: Ich möchte ja endlich frühstücken und hierbei geht es schließlich um MEIN Frühstücksei.

Sie: Na, bitteschön, wenn du mir wieder mal nicht glauben willst, dann hol meinetwegen dein Handy! Aber beschwer dich nachher nicht, dass die Eier kalt sind.

Er verlässt den Tisch und kommt zurück, den Blick auf das Handy gerichtet

Er: (ohne aufzublicken) Eierschalensollbruchstellenverursacher

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Sie: Aha!

Er: (weiter auf das Display blickend) Was soll das denn bitte für ein Ding sein? Man soll da also sein Ei hineinlegen und ihm mit einer Kugel den Kopf zerschmettern? So was Umständliches aber auch. Genau wie der Name! Da muss es doch einen Besseren geben. (überlegt kurz) Eierkopfzerschmetterer? Kugeleierkopfzertrümmerer? Ach, über was für einen Quatsch muss ich mir hier vor dem Frühstück eigentlich Gedanken machen?

Sie: DU wolltest das ja unbedingt nachgucken!

Er wischt mit dem Finger auf dem Display herum

Er: Das wird ja immer verrückter! Die Dinger gibt es auch mit Metall-Eiern oben drauf, um den Eierkopf zu zertrümmern und mit Fußbällen. Mit Fußbällen? Wer will denn sein Frühstücksei mit einem Fußball öffnen)? Was für ein Quatsch! Das macht man einfach mit dem Messer. Zack, Kopf ab und gut!

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Sie: Macht man eben nicht, das gehört sich noch lange nicht, nur weil du es so machst.

Er: Ach, und mit so einem Ding gehört sich das dann eher? Bis ich am Frühstückstisch die Frage ausgesprochen habe: „Schatz, reichst du mir freundlicher Weise mal unseren niegelnagelneuen, schönen, nützlichen Eierschalensollbruchstellenverursacher, bitte?“,  ist mein Ei dreimal kalt geworden.

Sie: Dass er schön und nützlich ist, habe ich nie behauptet, lediglich, dass ich genau weiß, dass es das Wort gibt.

Er: Ja, das gibt es und du trägst ganz schön viel unnützes Wissen mit dir herum, meine Liebe

Beide schweigen, er greift nach seiner Kaffeetasse, nimmt einen Schluck daraus und verzieht das Gesicht

Er: Der Kaffee ist kalt!

Sie: Die Eier auch!

Er: Na toll! Der Tag fängt ja gut an.

Beide schweigen. Schließlich:

Sie: Ich hab eine Idee!

Er: (leicht grimmig) Und die wäre?

Sie: Ich bringe jetzt diese beiden Eier in die Küche und mach heute Abend einen Eiersalat daraus. Und dann koche ich zwei exakt gleich große Eier wachsweich, wie du sie am Liebsten magst. Ach was, am besten gleich vier. Ich habe inzwischen richtig Hunger. Du kochst inzwischen einen frischen, heißen Kaffee für uns. Und dann setzen wir uns hin und frühstücken richtig gemütlich und in aller Ruhe. Was meinst du dazu, mein Schatz?

Er: Ein Hoch auf meine kluge Frau! Du hast immer noch die besten Ideen. Genauso machen wir es.

Beide gehen ab, sie mit den Eiern, er mit den Kaffeetassen

Ende

Du hältst die Episode nicht für realistisch und glaubst nicht an die Existenz eines oder mehrerer Eierschalensollbruchstellenverursacher? Dann überzeug dich selbst. Die Beurteilung der Nützlichkeit eines solchen Haushaltgegenstandes bleibt dabei dir überlassen. Aber wer weiß, vielleicht mag er sich am Ende doch als geeignetes Hochzeitsgeschenk erweisen, zum Beispiel für ein Pärchen, das eigentlich schon alles hat oder für eines, das sich gerne mal darüber streitet, was denn der eleganteste Weg ist, ein Frühstücksei zu öffnen?

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Vielleicht gewinnst du damit nicht unbedingt die Herzen der Beschenkten, aber ziemlich sicher deine nächste Runde Galgenraten: Eierschalensollbruchsellenverursachergeschenkbox!

P.S.: Noch länger als der erbitterte Kampf unseres „Er“ um das Frühstücksei hat die Formatierung in ein halbwegs leserliches Html-Format gedauert.  Falls du den Text gerne zum Ausdrucken hättest, mach dir nicht die Mühe, alles nochmal auszuschneiden und umzuformatieren. Schreib uns gerne an und wir schicken dir den Sketch als druckbare, übersichtliche Pdf-Datei zu.

(Requisiten: 2 Stühle, 1 Tisch, 2 Eierbecher, 1 großes und ein sehr kleines Ei, 2 Kaffeetassen, großformatiges Papier, dick schreibender Stift (Flipchart) (alternativ Kreidetafel), optional Dekoration für einen Frühstückstisch)

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