Gemüseampfer anbauen – die Saatgutgewinnung

Zwischen Ende Juli und Mitte August werden die Samen des Gemüseampfers reif für die Samenernte. Die grünen Blütenstände sind trocken geworden und haben sich rostrot verfärbt. In diesem Beitrag erzählen wir dir, wie wir bei der Saatgutgewinnung vorgehen. Solltest du den Beitrag zum Anbau des Gemüseampfers verpasst haben, kannst du ihn << HIER >> nachlesen.

So gewinnt man Saatgut vom Gemüseampfer

Saatguternte beim Gemüseampfer

Der erste Schritt bei der Saatgutgewinnung ist natürlich die Ernte. Beim Gemüseampfer ist es wichtiger als bei anderen Kulturpflanzen, genau den richtigen Erntezeitpunkt abzupassen. Erntest du die Samenstände zu früh, sitzen die kleinen Samen noch sehr fest in ihren Hüllen und lassen sich nur schwer daraus befreien. Wartest du hingegen zu lange, beginnen die Samen des Gemüseampfers schnell von allein auszufallen. Dann werden sie vom Wind überall im Garten verteilt. Es ist also sinnvoll, alle paar Tage einmal auszuprobieren, wie leicht sich ein Samenkorn aus der Hülle lösen lässt.

Das Wetter spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Saatguternte. Die Samenstände sollten unbedingt so trocken wir möglich sein, damit das Saatgut später nicht schimmelt. Sollte das Wetter einfach nicht mitspielen wollen, müssen die Samenstände unbedingt  an einem luftigen, überdachten Ort nachtrocknen, bevor du sie ausdrischt.

Erscheinen dir Zeitpunkt und Wetter günstig, ist die Saatguternte erstmal ganz einfach. Wir schneiden die Samenstände mit einer Rosenschere ab und legen sie vorsichtig in einen trockenen, sauberen Eimer oder eine Schüssel. Dabei versuchen wir, sie möglichst wenig zu schütteln, damit kein Saatgut ausfällt und verloren geht.

Samenstände des Sauerampfers ernten

Aufbereitung des Saatguts beim Gemüseampfer

Nachdem die Ernte der Samenstände denkbar leicht war, kommt nun der etwas kniffelige Teil der Saatgutgewinnung. Die Samenkörner müssen aus den Hüllen befreit und von ihnen getrennt werden. Einige Samen sitzen doch immer noch recht fest in den Hüllen. Sie alle von Hand herauszupulen, wäre die reinste Sisyphusarbeit.

Wir nehmen uns daher einen sauberen Leinenbeutel oder einen Kopfkissenbezug und streifen die Samen mitsamt den Hüllen von den Stängeln hinein. Dann drehen wir den Sack zu und klopfen ihn von allen Seiten leicht auf eine trockene Oberfläche. So wird schon ein Großteil der Samenkörner aus den Hüllen ausgedroschen. Anschließend schütten wir den Inhalt in eine große, saubere Schüssel und kneten und reiben alles  mit leichtem Druck zwischen den Händen, um möglichst viele der restlichen Samenhüllen zu öffnen.

Ist das geschafft, müssen die schwereren Samenkörner noch von den leichteren, leeren Hüllen getrennt werden. Im Fachhandel gibt es dafür tolle Siebe mit verschiedenen Maschenweiten. Damit lassen sich durch leichtes Schwingen und vorsichtiges Pusten die Samen sicher leicht aussieben. Da wir leider noch keine solchen Hilfsmittel haben, müssen wir auf Haushaltsgegenstände zurückgreifen, die sich bei uns irgendwo finden lassen.

Für die Saatgutgewinnung beim Gemüseampfer hat sich bei uns ein rundes Pizzabackblech mit Löchern im Boden bewährt, das ansonsten ohnehin nur ungenutzt im Abstellraum liegt.

Saatgut vom Sauerampfer Gewinnen

Die Samen passen gut durch die Löcher, während ein Großteil der Hüllen zu groß dafür ist. Dieses runde Blech legen wir auf eine ausreichend große Schüssel und geben nacheinander immer eine Handvoll der Samen und Hüllen darauf. Dann reiben wir das Ganze mit sanft kreisenden Bewegungen darüber und blasen die leeren Hüllen vorsichtig über  den Rand vom Blech herunter.

Nach diesem Schritt befinden sich in der Schüssel nur noch die Samenkörner mit etwas Staub und kleinen Hüllenresten. Diese lassen sich dann mithilfe eines normalen Reissiebes gut entfernen. Je sauberer das Saatgut am Ende ist, desto besser. Mit Staub und Erde können Krankheitserreger auf dein Saatgut übertragen werden und es unbrauchbar machen. Es lohnt sich also, sich dabei ein bisschen mehr Zeit zu nehmen.

Lagerung des gewonnenen Saatguts

Nach all dem Rubbeln, Schütteln, Sieben und Pusten ist dein Saatgut nun fertig für die Abfüllung und Einlagerung. Das oberste Gebot ist hier die Trockenheit – ganz besonders beim Gemüseampfer, denn seine Samen ziehen Feuchtigkeit an und können besonders leicht schimmeln.

Wir verwenden daher gerne Schraubgläser. Diese bieten im Vergleich zu Papiertütchen noch einen weiteren Vorteil: es gelangt weniger Luft an die Samen. Dadurch altern sie langsamer und sind weitaus länger keimfähig. Die Schraubgläser bewahren wir dann in einem Schrank in einem kühlen Raum dunkel auf, da auch Licht dem Saatgut schadet. Wie lange das Saatgut schlussendlich haltbar bleibt, können wir aus Erfahrung noch nicht sagen, aber mindestens drei Jahre hat es bei uns seine Keimfähigkeit schon bewahrt.

Saatgut vom Gemüseampfer, befreit von den Schalen

Um das nachvollziehen zu können, macht es Sinn, das Saatgut mit Sorte und Jahr zu beschriften. Uns geht es jedenfalls immer so, dass wir zwar schon noch erkennen, dass es sich um Gemüseampfer handelt, aber uns nie lange merken können, welches Saatgutglässchen nun aus welchem Jahr war.

Viel Spaß und Erfolg bei deiner Saatgutgewinnung! Wir wünschen dir immer einen reichen Vorrat für viele, viele neue Pflanzen, egal welcher Art!

Nachtrag: Begegnungen am Rande der Saatgutgewinnung

Wenn du mit deinem geernteten Saatgut aus dem Gemüsegarten kommst, könnte es sein, dass du dich plötzlich irgendwie beobachtet fühlst. Zumindest ging es uns in diesem Jahr so. Da blickte uns doch plötzlich eine große Wanze aus unserem Eimer mit den Samenständen des Gemüseampfers entgegen.

Bei genauerem Hinsehen war es aber nicht nur die eine, nein, es wimmelte nur so vor lauter Wanzen, die wirklich gut getarnt waren. Aber auch Marienkäfer und andere kleine Krabbler fühlten sich auf dem Gemüseampfer sichtlich wohl. Es ist also eine gute Entscheidung, die geernteten Samenstände nicht direkt mit ins Haus zu nehmen, wenn du dir nicht gerade eine Menge neuer Mitbewohner wünscht.

Dann ist es besser das Saatgut noch eine Weile an einem trockenen Ort im Freien stehenzulassen, damit die Tierchen entweichen können. Aus unserem Eimerchen haben sie sich schon kurz nach dem Fototermin von uns und dem Gemüseampfer verabschiedet.

Falls du den Gemüseampfer auch in deinem Garten anbauen möchtest, schau auch gern in unseren ersten Beitrag zu seinem Anbau, in dem du alles über Aussaat, Ernte und Pflege nachlesen kannst.

<< Gemüseampfer anbauen – Sauerampfer im eigenen Garten >>

Noch unentschlossen? Hier findest du einen Rezeptvorschlag für eine vegetarische Sauerampfersuppe.

Meist haben wir auch Saatgut abzugeben. Sortenrein, ungespritzt und – versprochen- absolut wanzenfrei. Im Frühjahr können wir oft auch Jungpflanzen anbieten. Schreib uns bei Interesse gerne  an. << Kontakt >>

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Schau auch gern in unsere ausführliche Rezension zum Handbuch Samengärtnerei, das wir uneingeschränkt empfehlen. Ein Muss für alle, die sich für den Erhalt der Sortenvielfalt bei unseren Nahrungsmitteln einsetzen möchten!

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