Die Zuckererbse – Duett mit der Sonnenblume

Für unsere Zuckererbsen haben wir einen ganz besonderen Beetnachbarn auserkoren, aber dazu gleich mehr. Zunächst ein paar allgemeine Dinge zu diesem tollen, leicht anzubauenden Gemüse.

Die Erbsen, die du im Supermarkt tiefgefroren oder auch in Dosen bekommst, sind die Markerbsen. Die getrockneten, die meist für Erbsensuppe verwendet werden, sind die Palerbsen. In die Frischgemüseabteilung schaffen es zumeist nur die Zuckererbsen, die man mitsamt der Schoten essen kann. Sie kommen dann als winziges Portiönchen, meist in Plastik eingeschweißt daher und sind vor allem eines, nämlich irrsinnig teuer. Eine Handvoll zu einem Wokgericht zu geben, ist schon fast als Luxus zu bezeichnen, dabei ist der Anbau im eigenen Garten kinderleicht und der Ertrag wirklich gut. Du kannst damit im Frühsommer richtig schlemmen und brauchst beim Anrichten des Abendessens nicht darauf zu achten, dass auch wirklich jeder wenigstens eine Zuckerschote auf seinem Teller findet.

Zuckererbsen kommen recht gut mit niedrigeren Temperaturen zurecht und vertragen sogar leichte Fröste. Daher können sie schon ab März ausgesät werden. Je wärmer das Frühjahr wird, desto schneller keimen und wachsen sie. Bis zur Ernte im Juni/ Juli benötigen sie dann nicht viel Pflege. Ein bisschen jäten, vielleicht etwas anhäufeln – fertig. Zuckererbsen wurzeln recht tief und brauchen daher nur bei extremer Trockenheit mal eine Extragabe Wasser. Kaltes, nasses Wetter mögen sie hingegen gar nicht, aber dagegen kann natürlich auch der engagierteste Gärtner rein gar nichts tun. Die meisten Sorten benötigen allerdings eine Rankhilfe, sonst legen sich die Pflanzen irgendwann auf die Seite und die Erbsenschoten, die am Boden liegen, können durch Nässe zu faulen beginnen. Anfangs haben wir für diesen Zweck  Verschiedenes ausprobiert – kleine, selbstgebaute Holzzäune, Gitter und Pfosten mit Kaninchendraht. Alles funktionierte einwandfrei, den Erbsen ist es sichtlich egal, woran sie sich mit ihren kleinen Greifärmchen festhalten können. Für uns hatte die Sache allerdings einen Haken. Für den Erbsenanbau wird eine ziemlich lange Pause empfohlen, die man zur Vermeidung des Schädlingsdrucks zwischen dem Aussäen der Erbsen auf der gleichen Fläche einhalten soll. Die Angaben schwanken zwischen drei und fünf Jahren, aber egal, es ist lang und bedeutet, dass die Rankhilfen jedes Jahr wieder an einen neuen Platz im Gemüsegarten umgesetzt werden müssen. Das muss doch auch einfacher gehen, dachten wir uns. Aber wie? Die Lösung lag dann in dem Eimer mit dem Vogelfutter: Versuchen wir es doch mal mit Sonnenblumen! Die wachsen schnell, werden groß und vielleicht können sich die Zuckererbsen ja mit ihnen anfreunden und an ihnen hochranken.

Gedacht, getan…und so wuchs schon bald zwischen zwei Reihen Zuckererbsen eine Reihe dicht gesäter Sonnenblumen.

Zunächst sah aus so aus, als würden die beiden im gleichem Tempo wachsen, aber nach einiger Zeit hatten die Sonnenblumen die Nase bereits weit vorn, respektive weit oben und die Erbsen hielten sich wie erhofft an ihren dicken Stängeln fest und standen gut und sicher da. Ab Juni konnten wir uns über eine reiche Ernte freuen. Etliche der knackigen, süßen Zuckerschoten wurden schon im Garten vernascht, aber eine ordentliche Menge hat es auch bis in die Küche geschafft. Für die Verarbeitung brauchen sie nur abgespült zu werden und die Mühe, eventuelle Fädchen oben und unten an den Schoten zu entfernen, sollte man sich unbedingt machen. Vielleicht kennst du das von Bohnen – Fäden im Mund stören wirklich enorm und mindern den Genuss erheblich.

Bei uns kamen die Zuckerschoten in vielen Varianten auf den Teller. Sie passen zu vielen anderen Gemüsesorten und Beilagen. Ob gedünstet, aus der Pfanne oder dem Wok – Hauptsache nur kurz gegart. Sie dürfen gerne grün und knackig bleiben. Zu lange Garzeiten machen sie matschig, gelblich und auch weniger süß. Bei den Zuckerschoten darf es in der Küche also auch mal schnell gehen.

Sie können sehr gut blanchiert und dann als Wintervorrat eingefroren werden.

Schauen wir nochmal zurück in den Gemüsegarten:

Im Juli begannen die Sonnenblumen zu blühen und wir konnten in der unteren Etage weiter Zuckerschoten ernten und uns über die Blütenpracht ein Stockwerk höher freuen.  Die Freude war eine doppelte, denn viele Insekten besuchten die Blüten, die aus unserem Vogelfutter hervorgegangen waren.

Das ist erschreckenderweise keine Selbstverständlichkeit mehr. Es sind tatsächlich Züchtungen von Sonnenblumen auf dem Markt, die weder Nektar noch Pollen beinhalten. Hübsch, aber komplett nutzlos für Insekten. In unserem Vogelfutter waren aber zum Glück richtige, unverfälschte Sonnenblumen. Was wir damals noch nicht wussten, ist, dass wir uns auch noch hätten glücklich schätzen sollen, dass aus den Sonnenblumenkernen überhaupt Pflanzen gewachsen sind. Falls du mal als Vogelfutter deklarierte Sonnenblumenkerne für eine Aussaat kaufen möchtest, lies dir in jedem Fall das Kleingedruckte auf der Tüte durch. Wir fanden später auf einer Packung im Laden den Hinweis: „Schonend behandelt, um unerwünschten Wildwuchs im Garten zu vermeiden.“ Worin diese „Behandlung“ besteht, vermögen wir nicht zu sagen, aber anscheinend muss es wohl Menschen geben, die im Winter die Vögel füttern und dann im Frühling entsetzt aufschreien, weil einer Meise ein Sonnenblumenkern aus dem Schnabel gefallen ist und einfach irgendwo im Garten eine Blume aufgeht. Das ist ja quasi Anarchie! Vielleicht hat die Meise das am Ende mit Absicht gemacht und vorausschauend schon mal an das Vogelfutter für das nächste Jahr gedacht.

So war auch unser Plan, hatten wir nun doch eine keimfähige Sonnenblumensorte mit Nektar und Pollen. Also werden die Blütenstände mit den Kernen geerntet und wir haben gleich Vogelfutter für den Winter und Saatgut, um unser erfolgreiches Duo Zuckerbse-Sonnenblume im nächsten Jahr wieder anbauen zu können. Das Saatgut der Erbsen durfte an den Pflanzen ausreifen und als die Schoten ganz trocken und brüchig geworden waren, konnten wir es ernten. Bei den Sonnenblumen sah das etwas anders aus. Die Vögel wollten nämlich nicht bis zum Winter warten. Vor allem ganze Scharen von Tannenmeisen begannen sich auf die noch nicht mal ganz ausgereiften Kerne zu stürzen. Da mussten wir richtig schnell sein, um wenigstens noch ein bisschen Saatgut abzubekommen. Mit dem Winterfutter wurde es nichts. Im Nullkommanichts waren alle Blütenstände leergepickt.

Trotzdem, wir waren begeistert von unserer neuen Art des Erbsenanbaus und haben im darauffolgenden Jahr gleich mal zwei solcher Zuckererbsen-Sonnenblumenbeete angelegt. Da zeigte sich allerdings, dass unsere Anbaumethode doch einen gewaltigen Haken haben kann, nämlich den: unsere Rankhilfen sind essbar!

Zunächst lief alles nach Plan, die Erbsen und Sonnenblumen gingen auf und wuchsen einträchtig zu etwa zehn Zentimeter hohen, gesunden Pflanzen heran, bis eines nachts ein oder mehrere hungrige Gartenmitbewohner die Sonnenblumen in einem der Beete entdeckten. Am Morgen waren restlos alle Sonnenblumen weg, bis auf die kahlen Stängelchen, an denen die Veranstalter des nächtlichen Fressgelages ihre schleimigen Spuren hinterlassen hatten. Den Schnecken haben die Sonnenblumen offenbar extrem gut geschmeckt, nicht eine einzige Erbsenpflanze war angeknabbert, aber insgesamt über 30 Meter Sonnenblumen komplett vertilgt. Autsch, das schmerzte das Gärtnerherz dann schon. Zum Glück waren noch Sonnenblumenkerne da und wir wagten den Versuch einer erneuten Aussaat. Das Wetter war recht trocken und vielleicht könnten die Sonnenblumen es ja noch schaffen, die Erbsen wieder einzuholen. Und tatsächlich, der zweite Versuch glückte dann, die Schnecken ließen sich nicht wieder blicken und alles lief wie am Schnürchen. Nun konnte doch nichts mehr schiefgehen.

Denkste. Als die Sonnenblumen schon eine recht stattliche Höhe von etwa 50 Zentimetern erreicht hatten, kamen die nächsten hungrigen Tiere. Auch wieder des Nachts und mit einem gewaltigen Appetit auf Sonnenblumen. Am Morgen danach waren von den Sonnenblumen nur noch die Stängel und ein paar wenige Blätter übrig, aber keine der kleinen, geschlossenen Blütenknospen hatte die Nacht überlebt. Die Hufspuren in der Erde verrieten, wer für diese Massenköpfung verantwortlich war. Auch Rehe finden neben jungen Obstbäumen und allen Arten von Kohl die Sonnenblumen offenbar unwiderstehlich.

So mussten die Erbsen in diesem Beet dann ohne Rankhilfe zurechtkommen, für eine dritte Aussaat von Sonnenblumen war es einfach viel zu spät und für den Bau einer anderen Stütze hatten wir schlichtweg keine Zeit mehr. Es ging auch so. Die Ernte war zwar etwas mühsam, weil wir die Pflanzen immer vorsichtig, ohne sie auszureißen oder abzuknicken, anheben mussten, um die Schoten überhaupt zu finden und der Ertrag war auch nicht ganz so üppig, aber immerhin. Wir hatten ja auch noch das zweite Beet, das zum Glück verschont worden war, so dass einer dritten Auflage des Duos Zuckerbse-Sonnenblume im Jahr darauf nichts im Wege stand.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Mitzi

    …ist ja lustig – ich bin auf genau den gleichen Trichter gekommen. Hab gesehen wie viele Kerne die Vögel beim Fressen runter geschmissen haben… Und da ich mit den weiß lackierten Stangen von Oma als Stütze für die Erbsen nicht zufrieden war, wurde eins und eins zusammengezählt.
    Und als ich dann googlen wollte, ob das wachstumsmäßig zusammenpassen kann… finde ich deine Seite :)) Also ich bin gespannt.

    1. Maik Lohmann

      Huhu Mitzi, so ähnlich war es auch bei uns mit dem alten Rankgerüst (alte Latten mit etwas Draht). Wenn Rehe, Hasen und Schnecken nicht dazwischen funken, dann funktioniert das mit den Sonnenblumen richtig gut. Probiere es bei dir mal aus. Wir haben uns sehr über reichlich Erbsenschoten und blühende Sonnenblumen gefreut. Schau auch gern mal in unsere Facebookgruppe, wir probieren viel aus und berichten was daraus geworden ist. Alles Liebe Maik https://www.facebook.com/groups/meinblattwerk

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