Bis wann kann man noch Kartoffeln pflanzen? Experiment im August

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Bis wann kann man noch Kartoffeln pflanzen? Experiment im August

Normalerweise setzen wir unsere Kartoffeln je nach Wetterlage irgendwann zwischen Ende April und Mitte Mai und fahren damit immer gut. Im letzten Jahr allerdings war bei unserem Gemüseanbau alles anders. Auf unserem eigentlichen Gemüseacker haben uns die vielen Rehe nicht die geringste Chance gelassen und gnadenlos jeden Versuch etwas zu säen oder zu pflanzen zunichte gemacht. Ende Juli ergab sich für uns dann plötzlich die unerwartete Möglichkeit, auf einer kleinen geschützten Fläche ein komplett neues Gemüsebeet anzulegen. Klar, schon ziemlich spät im Gartenjahr, aber ein bisschen was würde sich wohl doch noch in dieser Saison machen lassen, dachten wir uns. Ziemlich zeitgleich tauchte dann in einer Ecke der Vorratskammer plötzlich ein vergessener Sack mit Kartoffeln auf, so richtig vertrockneten und verschrumpelten Kartoffeln, die eigentlich nur noch etwas für den Kompost waren. Oder? „Bis wann kann man eigentlich noch Kartoffeln pflanzen? Wir haben ja nun schon August.“ „Ach, was soll’s? Probieren wir es einfach aus. Mehr als ein bisschen Platz im neuen Gemüsegarten kostet es uns ja nicht.“ So begann unser kleines August-Experiment.

Ob und wie das Kartoffelpflanzen im Hochsommer funktioniert hat, wollen wir dir heute erzählen.

Kartoffeln ernten im November

Einen neuen Gemüsegarten anlegen

Am Anfang stand, wie bereits gesagt, die Chance, auf einer Fläche zwischen unserem und dem Nachbarhaus auf einer freigewordenen Fläche einen neuen Gemüsegarten anzulegen. Das war allerdings nicht nur eine Chance, sondern auch eine ganz schöne Herausforderung. Vorher hatten dort meterhohe Rhododendren gestanden, in denen auch noch Brombeeren und Efeu wucherten. Nachdem diese im Winter gefällt worden waren, hatten sich auf der Brachfläche seit dem Frühjahr Springkraut, schwarzer Nachtschatten und so manch andere mehr oder minder erwünschte Pflanzen ausgebreitet. So war es noch ein weiter Weg, bis an einen Gemüsegarten und das Pflanzen von Kartoffeln auch nur zu denken war.

Erst einmal musste oberflächlich der Bewuchs entfernt werden, bis wir mit Grabegabel, Spaten und sogar Spitzhacke den tiefen Wurzeln der ehemaligen Hecke zu Leibe rücken konnten. Dabei kam auch noch so einiges an Altlasten, wie Pflastersteine, Gehwegplatten, alte Bewässerungsschläuche und eimerweise Scherben zum Vorschein. Schließlich war es aber geschafft, wir konnten die Beete und Wege einteilen und die ersten Aussaaten vornehmen. Alles, was uns für eine Aussaat Ende Juli/ Anfang August noch geeignet schien, kam so schnell in die Erde wie nur möglich – unter anderem Radieschen, Möhren, Zuckerschoten, Salate, Dill, Petersilie und dann am 5.August auch unsere schrumpeligen Kartoffeln.

Kartoffeln setzen im neuen Gemüsegarten

Kartoffeln setzen Anfang August

Zugegeben, die Kartoffeln sahen wirklich traurig aus und viel Hoffnung hatten wir nicht, als wir sie in etwa 10 Zentimeter tiefe Furchen gelegt und mit Erde bedeckt haben. Wahrscheinlich haben sie es auch deshalb auf kein Foto geschafft, obwohl die Kamera im Garten eigentlich immer mit dabei ist. Aber eine Chance wollten wir ihnen doch geben und so bekamen sie beim täglichen Gießen der frischen Aussaaten auch immer eine ordentliche Menge unseres knappen Regenwassers ab. Der August 2022 war wirklich ein ausgesprochen heißer und trockener Monat – nicht gerade optimal für empfindliche kleine Jungpflanzen.

Wir gossen die Kartoffelreihen also und warteten ab, ob wir unsere Belana noch einmal wiedersehen würden. Lange zu warten brauchten wir nicht. Schon nach wenigen Tagen, zeigten sich ein paar winzige Triebe. Wir beäugten sie kritisch. Waren das wirklich die Kartoffeln oder war das einfach nur Unkraut? Nein, ohne Zweifel, das waren unverkennbar Kartoffeltriebe. Schon erstaunlich, wie viel Kraft dann doch noch in einer solchen Schrumpelknolle steckte. Nach zwei Wochen hatten sich die Kartoffelreihen nahezu geschlossen. Aus fast allen gesetzten Kartoffeln war eine Jungpflanze geworden, nur eine Handvoll hatte es nicht geschafft.

Kartoffeln wachsen im August

Kartoffeln anhäufeln Ende August

Von nun an konnten wir den Kartoffelpflanzen täglich beim Wachsen zusehen. Das warme Wetter schien ihnen wirklich gut zu bekommen. Unsere Regenwasservorräte wurden allerdings langsam knapp. Seit Wochen kein Wölkchen in Sicht, nicht einmal ein schönes kleines Gewitter an einem heißen Sommerabend. Nun hatten wir die Kartoffeln aber gepflanzt und wollten sie nicht verdorren lassen – also hieß es, weiter morgens und abends gießen, auch wenn der Boden eine Stunde später schon wieder knochentrocken erschien.

Etwa drei Wochen nach dem Pflanzen waren die Kartoffeln dann in etwa kniehoch, so dass wir sie Ende August anhäufeln konnten. Das Grün sah so gesund und kräftig aus. Konnten wir wirklich noch auf eine Kartoffelernte im Spätherbst hoffen? So langsam sah es ganz danach aus, auch wenn wir natürlich nicht wussten, was sich inzwischen unter der Erde tat.

Kartoffeln im Spätsommer setzen

Kartoffeln im September und Oktober

Im September kühlte es sich merklich ab und endlich, endlich kam auch mal wieder ein bisschen Regen. Die Kartoffeln wuchsen munter weiter. Wir schenkten ihnen aber nicht mehr allzu viel Aufmerksamkeit, da wir nicht mehr zum täglichen Gießen vorbeikommen mussten. Es gab so viel anderes im Garten zu tun und auch noch eine erstaunliche Menge an verschiedenem Gemüse zu ernten, das sich trotz der späten Aussaat und der Trockenheit größtenteils sehr gut entwickelt hatte.

Als es so langsam auf Ende Oktober zuging, begann das Laub der Kartoffelpflanzen zu welken und war bis zum Ende des Monats vollständig abgestorben. Der Tag der Wahrheit rückte näher. War unser Experiment geglückt? Was würde uns beim Buddeln im Kartoffelbeet erwarten? Dicke gelbe Knollen, nur kleine Kartöffelchen oder am Ende gar nichts? Wir waren gespannt, geduldeten uns aber noch ein paar Tage.

Kartoffeln im September

Kartoffeln ernten Anfang November

Anfang November kündigten sich die ersten Nachtfröste an – allerhöchste Zeit, die Kartoffelernte in Angriff zu nehmen. Minusgrade bekommen Kartoffeln bekanntlich nicht. Bei Frost wandelt sich die Stärke der Kartoffeln in Zucker um und die Knollen werden ungenießbar. Also schnappten wir uns die Grabegabel und eine kleine Wanne – wir wollten ja nicht zu optimistisch erscheinen- und machten uns an die Arbeit.

Was unter den ersten drei vertrockneten Kartoffelpflanzen zum Vorschein kam, war ziemlich ernüchternd. Pro Pflanze fanden wir nur etwa drei noch halbwegs passabel große Knollen und eine Handvoll winzig kleiner, die nur eine Größe von, sagen wir mal, Johannisbeere bis Kirsche erreicht hatten. Woran hatte es gelegen? An den kümmerlichen Pflanzkartoffeln, der Hitze und der Trockenheit oder lag es am Boden im neuen Garten? War unser Experiment: Kartoffeln pflanzen im August doch gescheitert?

Wir buddelten weiter und siehe da, ganz so schlecht sah das Ganze nun doch nicht aus. Einige Pflanzen hatten recht schöne große Kartoffeln ausgebildet. Nicht die riesigen Mengen, aber immerhin. Und besonders erfreulich war, dass alle Knollen wirklich gesund aussahen: Makellose glatte Schalen, keine Flecken, die auf irgendwelche Krankheiten hindeuteten und auch keine Fraßspuren, etwa von Würmern oder Wühlmäusen.

Am Ende war unsere kleine Wanne doch noch recht gut gefüllt. Die Ernte war zwar insgesamt deutlich kleiner ausgefallen als wir es ansonsten von unseren im Frühjahr gesetzten Kartoffeln gewohnt waren, aber immerhin. Es war unsere erste Kartoffelernte so spät im Jahr und die Knollen sahen gut aus. Wir waren zuerst einmal einigermaßen zufrieden. Nun mussten die Kartoffeln nur noch den Geschmackstest bestehen, dann würden wir, zumindest für uns, das Experiment eher als geglückt denn als gescheitert bezeichnen.

Die Kartoffelernte im November

Geschmack und Haltbarkeit der im August gepflanzten Kartoffeln

Die Kartoffeln, die wir im November geerntet haben, waren ganz genau so, wie man es von Frühkartoffeln kennt und hatten eine ganz dünne Schale, die sich beim Waschen schon ablöst. Zu schälen brauchten wir sie nicht. Einfach gründlich von der Erde befreien und einmal abspülen, das reichte als Vorbereitung, bevor sie in den Topf oder in den Ofen wandern konnten. Frühkartoffeln esse ich am allerliebsten nur in Salzwasser gekocht und anschließend in Butter und Petersilie geschwenkt. Und genauso probierten wir auch unsere November-Belana. Diesen Genuss einmal so spät im Jahr zu haben, war wirklich toll! Ja, sie schmeckten vorzüglich und waren genau wie wir eine Belana kennen. Goldgelb, festkochend mit einem richtig intensiven Kartoffelgeschmack. Auch als Kartoffelspalten mit Olivenöl, Gewürzen und Kräutern zu Weihnachten machte sie sich sehr gut.

Die Haltbarkeit unserer im August gepflanzten Kartoffeln war aufgrund der dünnen Schale natürlich nicht so, wie man es von seinen Spätkartoffeln erwartet, die man über den Winter und bis zur nächsten Ernte lagern möchte. Es waren eben doch eher sehr verspätete Frühkartoffeln geworden. Bis in den Januar waren sie aber noch einwandfrei und vielleicht hätten sie sich auch noch wenig länger lagern lassen, hätten wir sie nicht vorher aufgegessen. So groß war unsere Ernte ja schließlich nicht.

Grashüpfer auf Kartoffelpflanzen

Unser Fazit: Bis wann kann man Kartoffeln anbauen?

Nach unserem Experiment würden wir sagen: Bis Anfang August kann man definitiv noch Kartoffeln anbauen. 100 Tage rechnet man ja gemeinhin vom Setzen der Kartoffeln bis zur Ernte, die in dem Fall auf Mitte November fallen würde. Bei unseren Kartoffeln waren es nur ca. 90 Tage. Das einzige, das eine so späte Ernte gefährden würde, wäre ein früh einsetzender Winter und den kannst du ja leider nur bedingt vorhersehen, wenn du dich im August noch entscheidest, Kartoffeln zu setzen. Ganz leichte erste Fröste in den frühen Morgenstunden kannst du sicher noch abfedern, indem du die Beete mit Vlies abdeckst oder dick mulchst. Wenn es allerdings richtigen Frost gibt, wird auch das deine Kartoffeln nicht mehr retten.

Würden wir nochmal im August Kartoffeln pflanzen? Ich denke, eher nicht oder zumindest nicht in großem Stil. Dazu war der Ertrag dann einfach zu gering, wobei wir ja nicht genau sagen können, ob die späte Jahreszeit dabei der entscheidende Faktor gewesen ist. Aber wenn im Sommer irgendwo in einer Ecke des Vorratsraumes nochmal ein paar vergessene Kartoffeln auftauchen und im Beet oder in einem Kübel grad Platz ist, spricht ja absolut nichts dagegen, sie einfach einzupflanzen und zu schauen, was noch daraus wird. Und wenn ich grad an die leckeren Frühkartoffeln mit Butter und Petersilie in der Vorweihnachtszeit denke – vielleicht lege ich dieses Jahr doch mit Absicht ein paar Pflanzkartoffeln für den August zur Seite.

Aber so viele Aussaat-Zeitpunkt-Experimente wie im letzten Jahr machen wir 2023 nicht – da können wir mit unserem neuen Gemüsegarten schon ab dem zeitigen Frühjahr in bewährter Form ins Gartenjahr durchstarten. Wenn du dabei sein möchtest, schau gerne wieder bei uns vorbei.

Viel Erfolg beim Kartoffelanbau, wann auch immer du sie pflanzt und auf schöne dicke Knollen!

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